Quelle: pio.offenbach.de
Abgerufen am 29.03.2024


Anlage zur Magistratsvorlage Nr. 047/03

 

Dr. Ottmar Mantz                                                     Offenbach, 6.1.2003

Patientenfürsprecher

Am Klinikum Offenbach

 

 

An die Stadtverordnetenversammlung                Nachr.:

der Stadt Offenbach                                                Herrn StR. H. Schoppe

                                                                                    Herrn ÄD Prof. Dr. H. Nier

                                                                                    Herrn VD H. Strehlau-Schwoll

                                                                                    Frau stv. PDD J. Kühn

 

 

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren!

Gemäß Ihrem Beschluss vom 24.2.1994 übersende ich Ihnen den

 

Tätigkeitsbericht des Patientenfürsprechers

Für die Zeit vom 1.1.2002 bis 21.12.2002

 

Wie in den vergangenen Jahren bestand meine Tätigkeit außer der Sprechstunde am Donnerstag in Besuchen von Patienten auf Station, Telefongesprächen mit Beschwerdeführern, Ärzten, Pflegepersonal und Angehörigen. Die an mich herangetragenen Beschwerden wurden brieflich an die zuständigen Chefärzte und Abteilungen übermittelt, von wo dann meist entsprechende Stellungnahmen eingingen, die dann wiederum den Beschwerdeführern übermittelt wurden. Vieles konnte auch durch persönliches Gespräch auf Stationen oder durch Anruf geklärt werden.

Zuweilen hatte ich Krankenakten im Archiv einzusehen mit entsprechender Vollmacht. Die mir vorgetragenen Beschwerden waren nahezu die gleichen wie in den vergangenen Jahren:

1. Ärztlicher Bereich

Lange Wartezeiten auf Untersuchungen, besonders in der Poliklinik, auf MRT-Untersuchungen, auf Operationen wegen Engpässen auf der Intensiv-Station. Mangelnde Aufklärung, Infolge Zeitmangel der Ärzte.

 

2. Pflegebereich

Mangelnde Zuwendung infolge Unterbesetzung und Überlastung. Spätes Reagieren auf Klingelzeichen bettlägeriger Patienten. Keine Ansprache für stundenlang in Kabinen der Poliklinik wartende Patienten.

 

3. Verwaltungshereich

Lange Wartezeiten an den Aufzügen. Kaltes und eintöniges Essen. Störendes Rauchen in den Treppenhäusern und Aufenthaltsräumen. Rauchverbot für das ganze Klinikum wird teilweise gefordert. Parkgebühren zu hoch. Fernsehgebühren zu hoch, zumal in vielen anderen Krankenhäusern Fernsehen kostenlos ist

Auffällig war, dass etwa seit August 2002 die Inanspruchnahme des Patientenfürsprechers nachgelassen hat Ich sehe darin ein Zeichen dafür, dass unsere Patienten mit dem Klinikum weitgehend zufrieden sind. Dafür spricht auch die Tatsache, dass der Verwaltungsdirektion, den Ärzten, der Pflegedirektion und mir diverse Lob- und Dankschreiben zugegangen sind. Abschließend möchte ich mich noch bedanken für die gute Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft, dem Pflege-personal und der Verwaltung.

Mit freundlichen Grüßen

Stellungnahme zum Bericht des Patientenfürsprechers

am Klinikum Offenbach, Herrn Dr. med. Ottmar Mantz

für die Zeit vom 01.01.2002 - 21.12.2002

Die Betriebsleitung nimmt zunächst mit Befriedigung zur Kenntnis, dass die

vorgetragenen Beschwerden über den ärztlichen Bereich sowie den pflegerischen

Bereich im Verhältnis zu den Berichten der vergangenen Jahre offensichtlich

zurückgegangen sind.

Dies wertet die Betriebsleitung als Zeichen, den eingeschlagenen Weg

weiterzugehen und Alles zu unternehmen, um die Patientenzufriedenheit weiter zu

steigern.

Die von Herrn Dr. Mantz vorgetragenen Kritikpunkte nimmt die Betriebsleitung jedoch zum Anlass, noch vorhandene Schwachstellen zu beseitigen.

Zu den im Bericht dargestellten Beschwerden nimmt die Betriebsleitung wie folgt Stellung:

1.       Ärztlicher Bereich

Um die bemängelten langen Wartezeiten in der Poliklinik auf ein Mindestmaß zu reduzieren und die Arbeitsabläufe in diesem Bereich zu optimieren, wird demnächst dort eine entsprechende Analyse erstellt, verbunden mit einer anschließenden Neu­organisation.

Engpässe auf der chirurgischen Intensivstation werden derzeit sukzessive abgebaut, um die Wartezeiten auf Operationen zu verringern. Allerdings hat die Versorgung akut lebensbedrohter Patienten oder auch z.B. postoperativer Notfälle absolute Priorität. Dadurch kann es vorkommen, dass unvorhergesehene Operationen durchgeführt werden müssen, wodurch sich das nachfolgende OP-Programm verschiebt.

Dies ist sicherlich aus Sicht des betroffenen Patienten belastend. Dennoch lässt sich dies in einem Klinikum der Maximalversorgung wie dem unsrigen nie gänzlich vermeiden.

Außerdem ist die Anzahl der OP-Säle seit 1974 als das Klinikum Offenbach seiner Funktion übergeben wurde, unverändert geblieben. Damals jedoch wurden 17.300 Patienten versorgt. Heute schreiben wir das Jahr 2003 und haben in der gleichen Gebäudesubstanz 35.000 Patienten zu versorgen.

 

Als langfristige Maßnahme wurde bei dem Hessischen Sozialministerium eine komplett neu überarbeitete Zielplanung für das Klinikum Offenbach vorgelegt. Hierin

wird den aktuellen Erfordernissen an Operations- und Untersuchungsräumen Rechnung getragen.

Um Engpässe auf der medizinischen Intensivstation abzufangen, wurde vor einiger

Zeit die CCU in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um eine Über-wachungseinheit für Patienten, die nicht unmittelbar intensivpflegebedürftig sind,

aber einer ständigen Monitorüberwachung bedürfen.

Damit wurde ein Weg zur besseren Kapazitätsauslastung der Intensivstation

gefunden.

Der Hinweis auf Beschwerden über mangelnde Aufklärung wird von der Betriebsleitung besonders ernst genommen. Im Rahmen der Krankenhauskonferenz wurde wiederholt auf die Notwendigkeit der ausführlichen Aufklärung hingewiesen. Ebenso wird vom ärztlichen Dienst der entsprechend höfliche und einfühlsame Umgang mit unseren Patienten eingefordert. Leider wird der Betriebsleitung nur äußerst selten der Name eines Mitarbeiters bekannt, über den Klage geführt wird. Meist handelt es sich um pauschalierte Vorwürfe, so dass hier nicht die Möglichkeit besteht, in einem persönlichen Gespräch den Mitarbeiter auf sein Fehlverhalten hinzuweisen.

 

2.          Pflege-Bereich

 

Hier wird hauptsächlich über Zeitmangel und Unterbesetzung geklagt.

Hierzu ist festzustellen, dass die Pflegedienstleitung sich stets darum bemüht, das Pflegepersonal in der Weise zu motivieren, dass es sich freundlich und hilfsbereit gegenüber den Patienten verhält und - soweit dies immer möglich ist - rasch auf Wünsche und Anregungen der Patienten reagiert. Es muss jedoch in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass die Personaldecke im Pflegebereich aufgrund der wirtschaftlichen Lage sehr angespannt ist, so dass das Pflegepersonal in manchen Fällen in einem Maße belastet wird, in dem zwangsläufig die Zuwendung zu Patienten etwas zu kurz kommt. Bei personalkritischen Situationen wird von Seiten der Pflegedienstleitung versucht, durch einen flexiblen Personaleinsatz die Belastung zu reduzieren.

3.       Verwaltungs-Bereich -    Wartezeit auf Aufzüge

Die seit Inbetriebnahme des Zentralbaues vorhandene 6er-Aufzugsgruppe war

sicherlich zu damaliger Zeit ausreichend. Bedingt durch seither gestiegene

Fallzahlen und einer erheblich erweiterten Diagnostik werden die Fahrstühle weit

stärker frequentiert als früher.

Aus diesem Grund wurden Überlegungen angestellt, eine Erweiterung der

Fahrstuhlkapazitäten durchzuführen. Dabei wurden folgende Möglichkeiten

angedacht:
a)
Zusätzlicher Einbau weiterer Kabinen in den vorhandenen Schächten. Dies ist
   
aus technischen Gründen nicht möglich.

b) Der Bau von Außenaufzügen an der Fassade des Klinikums. Dies ist jedoch mit
    unverhältnismäßig hohen Investitionskosten verbunden.

Die Betriebsleitung hofft, mit der in der Zielplanung vorgesehenen Neu- und Umbauten auch eine Entzerrung der Aufzugsfrequentierung zu erreichen.

-    Klagen über kaltes Mittagessen

Das im Klinikum Offenbach vorhandene Speisentransportsystem verfügt leider nicht über eine Wärmeinduktion bei den eingesetzten Essenswägen. Diese werden über eine automatische Wagentransportanlage an die Stationen geliefert. Für die nicht im Zentralbau des Klinikums untergebrachten Stationen muss das Essen z.T. über das Gelände ausgefahren werden.

Eine Umstellung auf neue Essenswägen und die damit verbundene Geschirrbeschaffung erfordert sehr hohe Investitionskosten.

Um den Service für unsere Patienten bei der Essensauswahl zu erhöhen, wurde vor wenigen Tagen ein EDV-gestütztes Menüerfassungssystem eingeführt.

-    Rauchbelästigung

Ebenfalls nicht neu sind die Klagen über Rauchbelästigungen in den

Treppenhäusern sowie im Aufenthaltsraum.

Das Rauchen in den Treppenhäusern ist ein Thema, das uns seit Jahren beschäftigt

und bereits mehrfach in der Krankenhauskonferenz erörtert wurde. Wir haben früher

versucht, das ganze Haus durch entsprechende Hinweisschilder „rauchfrei" zu

halten. Dies ließ sich nicht durchsetzen.

Ebenfalls seit längerer Zeit werden Pläne diskutiert, Raucherzimmer einzurichten, um

das Rauchen im Treppenhaus zu verhindern. Die baulichen Gegebenheiten lassen

hier jedoch keine schnelle und vor allem kostengünstige Lösung zu.

Der Aufenthaltsraum im 2. Stock ist zwar in einen Raucher- und einen

Nichtraucherbereich gegliedert, allerdings besteht zwischen diesen keine solide

Abtrennung. Auch hier ist eine Änderung nicht ohne Weiteres möglich, da sich die

Zugänge zu den Fahrstühlen über die gesamte Breite des Aufenthaltsraumes

befinden.

Dennoch ist die Betriebsleitung bemüht, langfristig zu einer Lösung des Problems zu

kommen.

 

-    Fernsehgebühren

Zu der bemängelten Einstellung der Fernseher ist anzumerken, dass auch der Betriebsleitung das derzeitige Verfahren äußerst missfällt. Allerdings wird die Patientenfernsehanlage über eine externe Firma betrieben, an die wir momentan noch vertraglich gebunden sind.

 

-       Parkgebühren

 

Die für den Besucherparkplatz zu entrichtenden Parkgebühren orientieren sich an die sonstigen in der Stadt Offenbach üblichen Tarifen. Das Klinikum Offenbach berechnet allerdings für die erste halbe Stunde Parkzeit keine Gebühren. Patienten, die ihr Fahrzeug über einen längeren Zeitraum auf dem Besucherparkplatz abstellen möchten, haben die Möglichkeit, sich eine Dauerkarte ausstellen zu lassen. Hierauf wird auch in unserer Patientenbroschüre hingewiesen, die jeder Patient bei seiner stationären Aufnahme erhält.

Die Betriebsleitung des Klinikums Offenbach hofft, mit der vorgelegten Stellungnahme deutlich gemacht zu haben, dass Beschwerden und die Hinweise des Patientenfürsprechers sehr ernst genommen werden und Alles versucht wird, um durch ständige Verbesserungsprozesse zu einer größeren Zufriedenheit unserer Patienten beizutragen.

Unter der angespannten finanziellen Situation im Gesundheitswesen lassen sich dabei leider einige von der Betriebsleitung erwünschte und auch geplante Änderungen, gerade auch in der Verbesserung des Ambiente des Klinikums, nur langsam und Zug um Zug verwirklichen.

Abschließend nimmt die Betriebsleitung mit Freude zur Kenntnis, dass die Bürgerinnen und Bürger mit den Leistungen des Klinikums Offenbach weitgehend zufrieden waren.

 

Prof. Dr. med. Nier               Strehlau-Schwoll                 Jühn

Ärztlicher Direktor                  Verwaltungsdirektor                stv. Pflegedienstdirektorin

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