Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2006 - 2011


Drucksachen-Abteilung II (A) Ausgegeben am 07.04.2009

Eing. Dat. 02.04.2009

 

Nr. 299/82

 

 

Erweiterung des Kindergartenangebots

hier: Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 17.04.2008, DS I (A) 299/1
dazu: Magistratsvorlage Nr. 108/09 (Dez. II) vom 01.04.2009


Die Stadtverordnetenversammlung hat am 17.04.2008 folgenden Beschluss gefasst:

“Der Magistrat wird beauftragt zu prüfen und zu berichten, ob in Offenbach zusätzlicher Bedarf an Betreuungsangeboten für Kinder außerhalb der regulären Öffnungszeiten besteht. Hierbei sind auch Betreuungsformen außerhalb der Kindertagesstätten, wie z.B. die Betreuung durch Tagesmütter,
in die Prüfung mit einzubeziehen.”

 

Hierzu berichtet der Magistrat wie folgt:

 

Wie mit Zwischenbericht vom 19.06.2008 ausgeführt, hat sich der Magistrat für die Durchführung einer Elternbefragung entschieden, um ein zuverlässiges Bild der tatsächlichen Bedarfe zu erhalten. Die Auswertung der Ergebnisse ist numnehr abgeschlossen, und die wesentlichen Erkenntnisse im Sinne des genannten Prüfauftrages werden nachfolgend zusammengefasst dargestellt.

Für die Bedarfsermittlung wurden 500 Fragebögen ausgewertet. Die in sechs Sprachen übersetzten Fragebögen waren an Eltern mit mindestens einem Kind in einer Betreuungseinrichtung des Eigenbetriebens Kindertagesstätten Offenbach EKO verteilt worden.

 

Als zusätzliche Betreuungszeitbedarfe im Sinne der Anfrage wurden gezielt die im regulären Angebot nicht abgedeckten werktäglichen Tagesrandzeiten (vor 7:00 und nach 19:00 Uhr), Nachtzeiten und Wochenendtage abgefragt. Die Auswertung konzentriert sich weiterhin auf zusätzliche Betreuungsbedarfe - in Form von Kindertagesstätte oder Tagespflege - aus beruflichen Gründen (inklusive Ausbildung, geplanter Arbeitsaufnahme oder zukünftigem Ausbildungsbeginn). Insofern finden Betreuungswünsche nach erweiterten Kinderbetreuungszeiten, die nicht auf beruflichen Gründen im oben dargestellten Sinne beruhen, bei der Bedarfsermittlung keine Berücksichtigung.

 

 

 

 

Zusammenfassung

 

Die Auswertung der Elternumfrage ergibt, dass insgesamt 65 der 500 befragten Haushalte zusätzliche Betreuungsbedarfe außerhalb der bisherigen Öffnungszeiten der Kindertagesstätten des EKO haben; davon 25 sowohl am Wochenende als auch unter der Woche, weitere 19 ausschließlich an Werktagen und 21 nur an Wochenenden. Die grau unterlegten Zahlen in Tabelle 1 zeigen die Verteilung dieser Bedarfe.

 

Hochgerechnet auf alle 2000 Kundenhaushalte des EKO ergibt sich folgende Bedarfslage:

260 Haushalte benötigen institutionalisierte Betreuungsangebote, welche über das bisherige zeitliche Angebot hinausgehen. Von ihnen benötigen rund 80 Haushalte werktägliche Kinderbetreuung zu Tagesrandzeiten. Weitere 80 Haushalte sind mit den Betreuungszeiten von Montag bis Freitag zufrieden, benötigen jedoch Kinderbetreuung an Wochenenden, und 100 Haushalte würden zusätzliche Betreuungsangebote sowohl unter der Woche in Randzeiten als auch am Wochenende benötigen. Allerdings benötigen nur wenige dieser Haushalte institutionalisierte Kinderbetreuung an allen Wochenenden. Die überwiegende Mehrheit benötigt Kinderbetreuung an Wochenendtagen nur 'gelegentlich'.

Ein institutionalisiertes 24-stündiges Betreuungsangebot oder Betreuung in der Nacht wurde nicht nachgefragt.

 

Schließt man in die Hochrechung zusätzlich jene Haushalte ein, deren Kinder Einrichtungen freier Träger besuchen, sind die genannten Zahlen mit dem Faktor 1,9 zu multiplizieren und der Bedarf an zusätzlichen Betreuungsangeboten beliefe sich auf rund 500 Plätze, die sich anteilig wie oben beschrieben aufteilen.

 

Nachfrage an Werktagen

 

Bei differenzierter Betrachtung der genannten zusätzlichen Bedarfe an Werktagen ergibt sich folgendes Bild: Die Mehrzahl bezieht sich mit 24 Nennungen (4,8%) auf den frühen Morgen (vor 7:00 Uhr); in 17 Fällen wurden Betreuungswünsche nach 19:00 Uhr geäußert (3,4%) und lediglich drei Mal wurde ein zusätzlicher Betreuungsbedarf sowohl in den frühen Morgenstunden als auch am Abend formuliert (0,6%). (Tabelle 2; grau hinterlegt: berücksichtigte Bedarfe)

 

 

Wie der vorstehenden Tabelle weiterhin zu entnehmen ist, würden seitens der gefragten Eltern in 99 Fällen auch ohne berufliches Erfordernis zusätzliche Betreuungsangebote nachgefragt.

 

 

Nachfrage an Wochenenden

 

An Wochenenden wurde in 46 Fällen eine beruflich bedingte Nachfrage nach institutionalisierter Betreuung formuliert - das entspricht knapp 60% der befragten Haushalte, in denen Eltern auch am Wochenende arbeiten müssen. Ebenso viele Eltern geben an, ein Betreuungsangebot am Wochenende auch ohne berufliche Erfordernis nutzen zu wollen. (Tabelle 3)

 

 

Die Kinderbetreuungsbedarfe an Wochenenden wurden zeitdifferenziert (vormittags, nachmittags und abends/nachts) und jeweils nach Häufigkeit erhoben. Zur Darstellung der zeitlichen Nutzungsprofile werden in der nachfolgenden Tabelle 4 die Häufigkeitsangaben (‘gelegentlich’, ‘häufig’, ‘immer’) zu den drei abgefragten Betreuungszeiten aufgeführt. Um die typischen Nutzungsprofile herauszuarbeiten, werden nur diejenigen Profile tabellarisch dargestellt, die von mindestens zwei Befragten angekreuzt wurden. Dadurch reduziert sich diese Auswertung auf 41 Befragte.

 

 

  Tabelle 4: Zeitprofile der Wochenendbedarfe an institutionalisierter Kinderbetreuung

 

Anzahl der Mütter

Vormittags

(7:00 – 13:00 Uhr)

Nachmittags

(13:00 – 19:00 Uhr)

Abends

(19:00 – 7:00 Uhr)

10

gelegentlich

---

----

3

---

Gelegentlich

---

10

gelegentlich

gelegentlich

---

4

häufig

---

---

4

häufig

gelegentlich

---

4

häufig

häufig

---

2

Immer

---

---

2

Immer

Häufig

---

2

Immer

Immer

----

Gesamt:   41

 

 

 

 

Fazit

 

Abschließend kann festgehalten werden, dass beruflich bedingter Bedarf an erweiterten Kinderbetreuungszeiten durch Kindertagesstätten und Tagespflege sich gleichermaßen auf Wochenend- und Werktage aufteilt. Allerdings ist auffällig, dass der Wochenendbedarf sehr differenziert und vor allem überwiegend „gelegentlich“ bis „häufig“ nachgefragt wird und nur in wenigen Fällen „immer“ benötigt wird. Dies spricht aus Sicht des Magistrates, sofern diese Bedarfe durch den EKO abgedeckt werden sollen, für ein flexibles Modell – etwa in der Kombination Tagespflege und Kindertagesstätte mit Hol- und Bringservice, wie derzeit modellhaft in der Kindertagesstätte eines freien Trägers in Offenbach praktiziert. Gleiches wäre gegebenenfalls für Angebotserweiterungen in Tagesrandzeiten unter der Woche zu überlegen, da hier in der Regel durch individuelle Lösungen wie im o.g. derzeitigen Modellprojekt die größtmögliche Flexibilität erreicht werden kann, und somit eine stärkere familienentlastende Wirkung zu erwarten ist.