Quelle: pio.offenbach.de
Abgerufen am 28.03.2024


Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2011 - 2016


2011-16/DS-I(A)0556Ausgegeben am 22.05.2014

Eing. Dat. 22.05.2014

 

 

Einrichtung einer Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung

Antrag Magistratsvorlage Nr. 168/14 (Dez. II/Ämter 51 und 53, Dez. III/Amt 43) vom 21.05.2014

 

 

Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

 

1.     Der Magistrat wird beauftragt, eine Fachstelle „Bildungskoordinierung und Beratung“ einzurichten. Sie soll die Bildungsberichterstattung in Offenbach weiterführen sowie auf Grundlage des von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten „Orientierungsrahmen für Bildungsentwicklung in Offenbach“ durch Koordinierung der Bildungsaktivitäten zwischen Volkshochschule, Jugendamt (EKO), Stadtschulamt, Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration, dem Staatlichen Schulamt und weiteren Bildungsakteuren die kommunale Bildungslandschaft in Offenbach aktiv gestalten.

 

2.     Die Fachstelle wird ab dem 1.09.2014 eingerichtet und organisatorisch beim EKO angesiedelt. Die Fachaufsicht und Steuerung nimmt die Leitung der Volkshochschule (wie bisher auch beim Projekt Lernen vor Ort, (LvO) wahr.

Die Sach- und Personalaufwendungen des EKO werden diesem als Verwaltungskostenbeiträge erstattet. Dafür stehen auf den Produktkonten „Projekt Lernen vor Ort (LvO)“ (04070300.6863000443) und „Selbstlernzentrum/Bildungsbüro (SLZ/Bildungsbüro)“ (04070300.6863000343) Mittel vorbehaltlich der Genehmigung des Haushalts 2014 durch das Regierungspräsidium Darmstadt und der Mittelfreigabe durch die Kämmerei zur Verfügung.

 

Übersicht über die jährlich geplanten und zur Verfügung stehenden Mittel für die Fachstelle auf den jeweiligen Produktkonten

 

Prod.kto./Jahr

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

2022

LvO Planansatz
(04070300.6863000443)

497.900

 

281.000

140.000

140.000

150.000

150.000

75.000

75.000

75.000

davon für Fachstelle zur Verfügung

0

140.000

140.000

140.000

150.000

150.000

75.000

75.000

75.000

 

SLZ / Bildungsbüro
(04070300.6863000343)

185.000

 

205.000

205.000

205.000

205.000

205.000

205.000

205.000

205.000

davon für Fachstelle zur Verfügung

40.000

 

50.000

 

55.000

 

61.000

61.000

 

61.000

60.000

 

63.000

66.000

 

3.     Der Magistrat wird beauftragt, mit dem Land Hessen mit dem Ziel in Verhandlungen zu treten, dass die Fachstelle gemeinsam getragen werden kann und gemeinsam mit Ressourcen ausgestattet wird.

 

 

Begründung:

 

Zu .1

Offenbach verfolgt seit langem die Strategie, Bildung und Erziehung zu stärken, damit sich die Bildungsbeteiligung erhöht und die Qualifikationsstruktur der Bevölkerung verbessert wird. Ein gut abgestimmtes kommunales Bildungsmanagement ist hierfür Voraussetzung, denn gute Kooperation zwischen den Bildungsbereichen ist nicht selbstverständlich. Für die Entwicklung gemeinsamer, aufeinander abgestimmter Vorhaben und Schwerpunktsetzungen, um eine größere Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, bedarf es effizienter Koordinationsleistungen.

 

Das sind die Gründe, welche die Stadt Offenbach bewogen haben, sich seit 2009 an dem Bundesprogramm „Lernen vor Ort“ zu beteiligen (für die 1. Programmphase: Magistratsbeschluss Nr. 12/2009, für die 2. Programmphase: Magistratsbeschluss Nr. 343/11). Das Programm Lernen vor Ort (LvO) endet zum 31.08.2014.

 

Das Projekt LvO Offenbach hat verschiedene Abstimmungsgremien und Arbeitsgruppen eingerichtet, weitergeführt oder bereits bestehende Vereinbarungen in effektive Arbeitsstrukturen überführt. Aufgaben und bedeutsame Ergebnisse der Gremien und Arbeitsgruppen werden hier kurz skizziert:

 

-               Steuerungsgruppe:

 

Die Leitungen von Jugendamt (EKO), Stadtschulamt, Volkshochschule, Stadtbibliothek, Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration/Jobcenter, die Leitung des Staatlichen Schulamts und Stiftungsvertreter stimmen Strategien und Aktivitäten ab und entwickeln diese weiter. Damit ist strukturell eine Überwindung der Versäulung institutioneller Bildungsaktivitäten möglich geworden. Das hat sich u.a. an der Entwicklung gemeinsamer Ziele und Prozesse, die im Orientierungsrahmen für Bildungsentwicklung mit seiner breiten Beteiligung ihren Niederschlag gefunden haben, gezeigt.

 

Noch in der Projektlaufzeit von LvO soll die Steuerungsgruppe in eine „AG Bildungskoordination“ umbenannt und um weitere Mitglieder erweitert werden, z.B. um die Interessengemeinschaft Offenbacher Schulleitungen (IGOS). Den Vorsitz der AG übernimmt der Bildungsdezernent. Die Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung soll mit der Geschäftsführung der AG Bildungskoordination betraut werden.

 

-               Bündnis für Bildung Offenbach:

 

Das unter dem Vorsitz des Bildungsdezernenten stehende Bündnis für Bildung Offenbach hat sich am 22.01.2014 gegründet. Es wird mit einem „Blick von außen“ die Arbeit der Steuerungsgruppe (bzw. AG Bildungskoordination) begleiten und eigene Impulse setzen. Neben Mitgliedern der Steuerungsgruppe (bzw. der AG Bildungskoordination) sind im Bündnis u.a. Agentur für Arbeit, DGB, HfG, IHK sowie der Stadtelternbeirat vertreten.

Die Arbeitsgrundlage ist der Orientierungsrahmen für Bildungsentwicklung in Offenbach. Über das Bündnis für Bildung sollen zusätzliche Ressourcen und Synergieeffekte aktiviert werden. Die Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung soll mit der Geschäftsführung des Bündnis für Bildung betraut werden.

 

-               Beirat „Kooperationsvereinbarung Kita und Grundschule“:

 

Der Beirat füllt die in 2008 zwischen Stadt und Staatlichem Schulamt abgeschlossene Vereinbarung zur Gestaltung der Schnittstelle Kita/Grundschule unter besonderer Berücksichtigung von Sprachförderung, mathematischer und naturwissenschaftlicher Bildung mit Leben.

 

Der Beirat hat Fortbildungen für Erzieher/-innen und Lehrkräfte angeregt, die von LvO durchgeführt wurden (z.B. „Wie Kinder lernen-Gemeinsame Förderung in Kita und Grundschule“, „Wie Kinder rechnen lernen“). Er hat eine Befragung zum Übergangssystem Kita-Grundschule durchführen lassen. Die Ergebnisse haben dazu geführt, dass LvO seit 2013 regelmäßige Kooperationstreffen zwischen Kita und Schule zur Verbesserung des Übergangsprozesses durchführt. Um diese Maßnahmen weiterzuführen und weitere umzusetzen, ist die Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung notwendig.

 

-       AG Bildungsregion“:

 

(Zeitlich befristete Arbeitsgruppe, mit den Leitungen von Jugendamt (EKO), Stadtschulamt, Staatlichen Schulamt und Vertretern von Schulen, hervorgegangen aus dem Beschluss des Magistrats Nr. 239/07 „Stärkung der Hauptschüler“). Die AG hat unter der Geschäftsführung von LvO Empfehlungen zur qualitativen Kita- und Schulentwicklung in der Stadt Offenbach formuliert. Der Bericht wurde 2012 im Magistrat vorgestellt und der Stadtverordnetenversammlung zur Kenntnis gegeben. Der Bericht dokumentiert das hohe Maß an Kooperation zwischen Stadt und Staatlichem Schulamt, das aber - so eine Empfehlung des Berichts - mit einer dauerhaften Lenkungs- bzw. Steuerungsgruppe gesichert werden müsse.

 

-       OF Bildungsbüro:

 

Das 2010 eingerichtete Bildungsbüro informiert und schafft Transparenz bezüglich der Beratungs- und Bildungsangebote in Offenbach. Es verweist Bürgerinnen und Bürger auf das passende Beratungsangebot und fördert damit die Bildungsbeteiligung im Lebensverlauf. Das Bildungsbüro wird von LvO fachlich begleitet. Auch wenn das Bildungsbüro als offene Anlaufstelle mit weitreichenden Öffnungszeiten aufgrund mangelnder Personalressourcen nicht mehr voll umfänglich aufrechterhalten werden kann, soll die Dienstleistung (s.o.) nach dem Auslaufen des Projektes LvO in der Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung weitergeführt werden.

 

-       Netzwerk Bildungsberatung:

 

39 Beratungseinrichtungen engagieren sich in Netzwerk Bildungsberatung. Das Netzwerk fördert das Wissen über die Beratungsmöglichkeiten, schafft so Transparenz und thematisiert auch die Qualität der Beratung. Damit dieser Prozess weitergeführt werden kann, bedarf es der Moderation und des fachlichen Inputs, der durch eine Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung sichergestellt werden soll.

 

-       Fachgruppe Bildungsmonitoring:

 

Die Fachgruppe Bildungsmonitoring erstellt den alle 2 Jahre erscheinenden Erziehungs- und Bildungsbericht Offenbach (EBO). Sie entwickelt ihn weiter und bereitet Handlungsempfehlungen vor. Beteiligt sind die kommunalen Ämter und - in Hessen einmalig - das Staatliche Schulamt. Diese Fachgruppe bedarf einer Geschäftsführung und eines Inputs, für den bislang LvO zuständig ist. Damit die Qualität des EBO gesichert wird, bedarf es der Fortführung in Verantwortung der Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung.

 

Aufgaben einer Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung im Überblick

 

-        Weiterführung der Bildungsberichterstattung

 

Im EBO 2013 wird darauf hingewiesen: „Die Bildungsberichterstattung und das Bündnis für Bildung (…) sollen durch eine noch einzurichtende Fachstelle Bildung fortgeführt werden“ (EBO 2013, S. 6).

 

-        Weiterführung der genannten Kooperations- und Abstimmungsgremien (Geschäftsführung, Moderation, Vor- und Nachbereitung von Sitzungen).

 

Im Gründungsdokument des Bündnis für Bildung wird auf diese notwendige Aufgabe durch eine „noch einzurichtende Fachstelle Bildung“ hingewiesen (Gründungsdokument, S. 2).

 

-        Transparenz herstellen bezüglich der Beratungs- und Bildungsangebote in Offenbach

 

Um diese Aufgaben zu bewältigen, muss die Fachstelle die Stationen der Bildung im Lebensverlauf, d.h. eine Lebenslaufperspektive, einnehmen. Das ist ein dezernats- und ämterübergreifender Auftrag, da Verantwortlichkeiten für die frühkindliche, die schulische und die Weiterbildung bereits innerhalb der Stadtverwaltung bei verschiedenen Dezernaten/Ämtern liegen und damit nicht automatisch sichergestellt ist, dass eine notwendige Abstimmung über kommunale Strategien und Vorhaben erfolgt. Dieser dezernats- und ämterübergreifende Auftrag zeigt sich auch in anderen Aktivitäten, z.B. wenn es darum geht, mit verwaltungsexternen Akteuren die Übergänge zwischen den Bildungsstationen zu verbessern (z.B. Kita/Grundschule), Leerstellen im Bildungsangebot zu identifizieren, Transparenz herzustellen (z.B. im Bündnis für Bildung) oder gemeinsame Standards zu entwickeln (z.B. Beratungsstandards im Netzwerk Bildungsberatung).

 

Zu 3):

In der Stadt Offenbach besteht eine gute Kooperation zwischen Kommune und Staatlichem Schulamt, die fortgeführt werden muss. Der Magistrat sieht Chancen, diese aufgrund der Ziele im aktuellen hessischen Koalitionsvertrag strukturell zu verankern.

 

„Bei der Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften zeigen sich Notwendigkeiten und positive Wirkungen einer gemeinsam getragenen Verantwortung für die Bildung von Land und Kommunen: Gemeinsam können die Übergänge zwischen Kindertagesstätte, Schule, Ausbildungs- und Arbeitswelt und lebensbegleitendem Lernen besser organisiert und schulische Angebote mit der Jugendhilfe verschränkt werden“ (Koalitionsvertrag Hessen, S.30).

 

Diese Kooperation muss in eine staatlich/kommunale Verantwortungsgemeinschaft überführt werden, die sich in einer gemeinsamen Ausgestaltung der Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung niederschlägt. Der Magistrat sollte darüber mit dem Land in Verhandlungen treten.

 

Aufgrund des erhöhten Abstimmungsbedarfs mit der Kämmerei wird die Vorlage als Nachtragsvorlage (in den Magistrat) eingebracht.

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