Quelle: pio.offenbach.de
Abgerufen am 29.03.2024


Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2011 - 2016


2011-16/DS-I(A)0586Ausgegeben am 10.07.2014

Eing. Dat. 10.07.2014

 

 

 

 

 

Einrichtung einer Schule für Erwachsene (Abendrealschule) als Schulversuch an den Gewerblich-technischen Schulen in Offenbach a.M.

Antrag Magistratsvorlage Nr. 217/14 (Dez. III, Stadtschulamt) vom 09.07.2014

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

1. Zum Schuljahresbeginn 2015/2016 wird an den Gewerblich-technischen Schulen auf Antrag der Schulkonferenz vom 10. April 2014 eine Schule für Erwachsene zum  Erwerb des mittleren Abschlusses gemäß § 14 Absatz 3 Satz 2 Hessisches Schulgesetz eingerichtet.

 

2. Die erforderliche Zustimmung des Hessischen Kultusministeriums gemäß § 14 Absatz 3 Satz 3 Hessisches Schulgesetz ist einzuholen.

 

 

Begründung:

 

Die Gewerblich-technischen Schulen  sind ein Kooperationspartner von Hessencampus Offenbach. In der „Studie zur Entwicklung einer Haupt- oder Realschule der 2. Chance im Rahmen der Initiative Hessencampus Offenbach“ aus 2010 wird festgestellt, dass im Gegensatz zu den Möglichkeiten zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses in Offenbach kein ausreichendes und vor allem kein für die Interessenten kostengünstiges Angebot zum nachträglichen Erwerb des Realschulabschlusses vorhanden ist und demnach ein entsprechender Bedarf besteht.

 

Die Volkshochschule bietet zur Zeit einen Vorbereitungskurs auf die externe Abschlussprüfung an, der auch sehr gut nachgefragt ist. Allerdings können nicht alle Interessenten daran teilnehmen, da für den Kurs regulär mehr als 2000 EUR zu zahlen sind, ermäßigt mehr als 1600 EUR. Das ist für viele junge Menschen nicht leistbar. Zwar übernimmt die MainArbeit häufig die Kosten für Leistungsbezieher, darunter fallen aber nicht alle Interessenten. Gerade in Offenbach sollte ein kostenfreies staatlich finanziertes Angebot zur Verfügung stehen.

 

Sollte es der GTS gelingen, ein für alle Interessenten geeignetes Angebot zu realisieren, so würde das Angebot der vhs eingestellt. Dadurch entfallen dort zwar Einnahmen, allerdings auch Ausgaben für die i.d.R. unterrichtenden Honorarkräfte. Das in die Kurse eingebundene feste Personal könnte sich verstärkt der Organisation und Durchführung von notwendigen zusätzlichen Deutschkursen widmen.

In der Altersgruppe der 20 – 30-jährigen Offenbacher/-innen weist die Studie 4.800 Personen ohne Realschulabschluss aus. Berücksichtigt man die Personen, die in der zweijährigen Berufsfachschule oder während der Ausbildung den mittleren Abschluss erreichen (ca. 220 Personen pro Jahr), verbleibt eine Zielgruppe von ca. 2.000 Personen. Diese Annahmen sind, verglichen mit den Daten des Zensus 2011 (3.670 Personen der 18- 29-Jährigen haben einen Hauptschulabschluss), zutreffend. Die Zahl der Schulabgänger/-innen mit Hauptschulabschluss war in den letzten 3 Jahren mit durchschnittlich 305 Absolventen/-innen stabil. Hochgerechnet auf zehn Jahre bestätigt dies auch die Annahmen der Studie.

 

Die Nachfrage nach einer Möglichkeit, den mittleren Abschluss im schulischen System nachzuholen wird von den mit der Bildungsberatung beschäftigten Institutionen auf mindestens eine Klasse pro Schulhalbjahr geschätzt.

 

Im Aufsichtsbereich des Staatlichen Schulamtes gibt es kein vergleichbares Angebot. Die Abendhaupt- und -realschule in Frankfurt a.M. hat in der Vergangenheit immer wieder Offenbacher Interessenten abweisen müssen, denen vor Ort ein adäquates Angebot unterbreitet werden könnte. Die Schule kann ein attraktives Angebot für Interessenten entwickeln und auf deren spezifische Interessen (Berufstätigkeit, Vereinbarkeit Schule und Kindererziehung) eingehen, in dem der Unterricht vormittags, nachmittags oder abends stattfinden kann. Der Schulversuch dient auch dazu, endgültig die geeignete Organisationsform zu finden. Der zu erreichende mittlere Bildungsabschluss könnte dazu führen, dass die Absolventen krisenfestere bzw. höher dotierte Arbeitsplätze einnehmen könnten und dadurch besser gegen Arbeitslosigkeit abgesichert sind bzw. weniger Sozialtransferleistungen beanspruchen müssten.

 

Die Gewerblich-technischen Schulen haben eine lange Tradition bei der Beschulung von jungen Erwachsenen, die an der zweijährigen Fachschule für Maschinentechnik in Voll- oder Teilzeit studieren. Durch die zusätzlich zu erwartenden Schülerinnen und Schüler könnte der rückläufige Trend der Schülerzahlen (2000/2001: 1.854 Schülerinnen und Schüler, 2005/2006: 1.684 Schülerinnen und Schüler, 2010/2011: 1.698 Schülerinnen und Schüler, 2013/2014: 1.449 Schülerinnen und Schüler) an der Schule gestoppt werden. Zusätzliche kommunale Ressourcen sind nicht erforderlich. Die Schulkonferenz hat den Antrag am 09.04.2014 mehrheitlich angenommen.

Anlage:

Antrag der Schulkonferenz der Gewerblich-technischen Schulen vom 10.04.2014

 

Verteiler:

13 x KSS

  2 x Minderheitenvertreter (KSS)

  2 x Vertreter (ALB)

  8 x Fraktionen

  4 x Stv.-Büro

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