Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2011 - 2016


2011-16/DS-I(A)0853Ausgegeben am 11.02.2016

Eing. Dat. 11.02.2016

 

 

 

 

 

Integriertes Klimaschutzkonzept

hier: 2. Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz für die Jahre 2011-2013

Antrag Magistratsvorlage Nr. 2016-058 (Dez. II, Amt 33) vom 10.02.2016

 

Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

 

1.    Die 2. Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz für die Jahre 2011-2013 für Offenbach am Main, die im Auftrag des Amtes für Umwelt, Energie und Klimaschutz durch das Ingenieurbüro e4-Consult erstellt wurde, wird zur Kenntnis genommen.

 

2.    Die Anstrengungen zur Umsetzung der beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen des Integrierten Klimaschutzkonzeptes werden verstärkt, um die durch die Stadtverordnetenversammlung am 26.08.2010 (DS I (A) 618) beschlossenen Klimaschutzziele erreichen zu können. Die im Fazit der Energie- und Treibhausgasbilanz genannten Maßnahmen (s. Anlage S. 12) werden prioritär umgesetzt.

 

* (nachrichtlich: Die Abstimmung erfolgt nur über Punkt 2., da Punkt 1. nur zur Kenntnis zu nehmen ist)

 

 

Begründung:

 

Als Klimabündnismitglied hat sich die Stadt Offenbach dazu verpflichtet, alle 5 Jahre 10% der CO2-Emissionen einzusparen. Mit der Verabschiedung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes durch die Stadtverordnetenversammlung am 26. August 2010 (DS I (A) 618) wurden messbare Klimaschutzziele, ein handlungsorientierter Maßnahmenplan sowie die Fortschreibung und Evaluierung des Klimaschutzprogramms verbindlich festgelegt.

 

Anhand der vorgelegten Bilanzierung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen in Offenbach für den Zeitraum 2005-2013 werden Entwicklungstendenzen aufgezeigt, durchgeführte Maßnahmen mit direkter Energieeinsparwirkung auf ihre Wirksamkeit überprüft (i.d.R. bauliche Maßnahmen) sowie akute Handlungsnotwendigkeiten definiert.

 

 

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

 

-     Das CO2-Minderungsziel wurde im Bilanzierungszeitraum 2005-2013 erreicht.

 

-     Die Emissionen haben sich um 22% absolut (von 1.321.308 t CO2-Äquivalente pro Jahr auf 1.028.110 t/a), die pro-Kopf-Emissionen um 27% reduziert (von 11,2 t/a auf  8,1 t/a  je Einwohner).

 

-     Die Zielerreichung resultiert jedoch im Wesentlichen aus der Schließung der Produktionsanlagen im industriellen Sektor auf dem Gelände der Allessa GmbH. Die stärkste Veränderung des Energieverbrauchs im Zeitraum 2005-2010 fand im Sektor Industrie statt: Hier ist ein Rückgang um 80% festzustellen. Bis 2010 hat der Energieverbrauch auf dem Areal des Industrieparks um 96% abgenommen.

             

             

 

2005

2013

 

Endenergie

3.279.804

2.573.124

MWh

Allessa Gasabsatz 2008

 

 + 358.238

MWh

Allessa Stromabsatz 2008

 

+ 139.846

MWh

fiktiver Endenergieverbrauch inkl. Allessa

 

3.071.208

MWh

Abnahme 2005-2013

Endenergie real

706.680

MWh/a

22%

Endenergie fiktiv mit Allessa

208.596

MWh/a

6%

Treibhausgas pro Kopf real

3,1

t/a

27%

Treibhausgas pro Kopf fiktiv mit Allessa

1,5

t/a

14%

 

 

Unter der Annahme, dass die Produktion im Industriepark Allessa auf dem Niveau von 2008 fortgeführt worden wäre, läge die reale Einsparung an Endenergie in der Stadt Offenbach lediglich bei 6 %. Die Treibhausgasemissionen hätten dann lediglich um ca. 1,5 t/a je Einwohner bzw. 14 % abgenommen. Extrapoliert auf den Klima-Absenkpfad würde dies bedeuten, dass wir 2% über dem Absenkpfad lägen. Die erreichte Einsparung hätte mindestens bei 16 % liegen müssen.

 

Eine Entwicklung hin zu mehr Energieeffizienz ist bis 2013 nur in Teilsegmenten zu erkennen:

 

-     Im Bereich der privaten Haushalte blieb der Heizenergieverbrauch witterungsbereinigt etwa konstant. Dies ist ein Erfolg, da gleichzeitig die Wohnfläche zugenommen hat. Der spezifische, auf die Wohnfläche bezogene Verbrauch ist um 3,7 % zurückgegangen.

 

-     Der Stromverbrauch der privaten Haushalte ging seit 2005 um 8 % zurück.

Allerdings ist eine exakte Abgrenzung zum gewerblichen Sektor nicht möglich, so dass aus der weiteren Entwicklung abgeleitet werden muss, inwieweit der beobachtete Effekt tatsächlich auf Effizienzmaßnahmen oder eher auf Datenabgrenzungsprobleme zurückzuführen ist.

 

-     Bei den städtischen Gebäuden wird aufgrund der durchgeführten Sanierungen erkennbar Heizenergie eingespart.

 

-     Erste Erfolge zeichnen sich durch den Einsatz der LED-Technologie auch bei der Straßenbeleuchtung ab.

 

-     Der gemittelte lokale Stromfaktor betrug im Jahr 2013 753 g CO2-Äq./kWh im Vergleich zu 516 g CO2-Äq./kWh im Bundesmix.

 

-     Der seit 2013 von 40 % auf 52 % gestiegene Anteil des Stromverbrauchs, der in lokalen Anlagen erzeugt wurde, wirkt sich - anders als in den meisten anderen Kommunen - negativ auf die Emissionsbilanz aus. Dies ist durch den vergleichsweise ungünstigen lokalen Emissionsfaktor der beiden EVO-Heizkraftwerke bedingt. Aus dem gleichen Grund liegen auch die spezifischen Treibhausgasemissionen der städtischen Fernwärme mit knapp 400 g/kWh deutlich höher als z.B. Nutzwärme aus einem Erdgaskessel mit etwa 230-390 g/kWh.

 

Hier gilt es, künftig die Strom- und Wärmeauskopplung zu erhöhen und langfristig auf eine Reduzierung des Kohleeinsatzes hinzuarbeiten. Mit dem Baubeginn für eine neue Dampfturbine im Müllheizkraftwerk 2015 ist ein wichtiger erster Schritt gemacht, der sich in dieser Bilanz jedoch noch nicht niederschlägt.

 

-     Die verkehrsbedingten Emissionen stagnieren insgesamt und sind hauptsächlich auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückzuführen.

 

-     Einem leichten Rückgang beim Individualverkehr und ÖPNV steht ein Anstieg beim Flugverkehr um 10 % und bei den Nutzfahrzeugen um 14 % gegenüber.

 

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Pariser Abkommens gilt es, die auf der Basis des Handlungskatalogs des Integrierten Klimaschutzkonzepts (IKSK) eingeleiteten Maßnahmen (vgl. dazu die Übersicht im Anhang S. 14 f.) konsequent fortzuführen und weiter auszubauen.

 

Die Herausforderungen sind seit der ersten Energiebilanz 2005 aufgrund der rasanten Stadtentwicklung und der damit einhergehenden Zunahme von Wohn- u. Gewerbeflächen gewachsen.

 

Eine Intensivierung der Umsetzung der Klimaschutzstrategie und der Maßnahmen ist unter Berücksichtigung der Veränderungen notwendig. Dies gilt in besonderem Maße für den eigenen Einflussbereich.

 

Insgesamt sind folgende Bereiche von den zu verstärkenden Aktivitäten betroffen:

 

·         die stadteigenen Liegenschaften

·         die Energieerzeugung der EVO-Kraftwerke

·         die energieeffiziente Stadtentwicklung und Altbausanierung

·         private Haushalte: kontinuierliche Informations- und Beratungsangebote (z.B. Haus-zu-Haus-Beratung in der 2. Runde), Steigerung der Umsetzung von energetischen Sanierungen und der Installation von Solaranlagen

·         im Mobilitätsbereich besonders verkehrsreduzierende bzw. verkehrs-vermeidende Maßnahmen.

 

Die angefangene Entwicklung zur Reduzierung des Energieverbrauches und der Treibhausgasemissionen muss verstärkt fortgesetzt werden.

 

Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Klimaschutzbemühungen ist die Fortschreibung der Energie- und Treibhausgas-Bilanz als Evaluierungsinstrument.

 

Hierfür ist die jährliche Übermittlung von Energieverbrauchsdaten sowie der durchgeführten klimaschutzrelevanten Maßnahmen an das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz seitens der beteiligten städtischen Ämter, der Gesellschaften des Stadtkonzerns und insbesondere der EVO AG erforderlich.

 

Anlage:

Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt Offenbach am Main; 2. Fortschreibung, Berichtszeitraum 2011-2013

 

Verteiler:

13 x UPB

  2 x Minderheitenvertreter (UPB)

  8 x Fraktionen

  4 x Stv.-Büro