Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2016 - 2021


2016-21/DS-II(A)0037Ausgegeben am 08.08.2018

Eing. Dat. 19.07.2018

 

 

 

Gewerbliche Flächenpotenziale online stellen

 

hier: Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 15.03.2018,

2016-21/DS-I(A)0376

dazu: Magistratsvorlage Nr. 2018-257 (Dez. I) vom 18.07.2018

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung hat am 15.03.2018 folgenden Beschluss gefasst:

 

Der Magistrat wird beauftragt ein Konzept vorzulegen, um gewerbliche Flächenpotenziale der Stadt Offenbach künftig online verfügbar zu machen. Dabei sind folgende Aspekte zu beachten:

 

a)    Es wird ein Konzept erstellt zur Darstellung ausgewählter städtischer und privater gewerblicher Flächenpotenziale in geeigneten digitalen Medien. Der Flächenreport des Amts für Wirtschaftsförderung ist hierfür einzubeziehen.

 

b)    Es werden im Konzept auch die Kriterien zur Auswahl der Flächenpotenziale und Mechanismen zum Umgang mit Anfragen erarbeitet. Mit dem Ziel einer besseren Kundenansprache sollen ebenso Marketingelemente einbezogen werden.

 

c)    Das Konzept ist binnen 3 Monaten der Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung vorzulegen.

 

d)    Zur Konzepterstellung und zur Pflege/ Aktualisierung der Darstellung in digitalen Medien sollen keine Kosten durch externe Dienstleister entstehen.

 

e)    Die Kosten zur Umsetzung des Konzeptes und deren Finanzierung sind gleichfalls darzustellen.

 

 

Hierzu berichtet der Magistrat wie folgt:

 

Zu a):

 

Die Forderung die gewerblichen Flächenpotenziale online zu stellen wurde bereits mehrfach aufgestellt.

 

Das bislang praktizierte Verfahren, alle Flächenangebote in einer Flächendatei zu erfassen und gleichzeitig Amt 80 als zentralen Ansprechpartner für alle gewerblichen Flächenanfragen zu positionieren, hat sich bewährt und führt zu herausragenden Ergebnissen.

 

Beispiele dazu waren im letzten Jahr die Vermittlung des ehem. von Areva genutzten Gebäudes an die HELABA oder die Vermittlung einer privaten Fläche im Kaiserlei an die Fa. Becken, die hier für die AXA Versicherung baut.

 

Die Flächendatei bei Amt 80 beinhaltet neben den städtischen Flächen in der Mehrzahl Privatobjekte, die entweder von den Eigentümern selber oder von beauftragten Maklern angeboten werden.

 

Amt 80 bündelt die Anfragen, analysiert die nachgefragten Flächen und stellt dann gezielt die Verbindung zu geeigneten Angeboten her. Der Vorteil für die Flächenanbieter liegt dabei darin, dass sie nicht massiv von Maklern oder Entwicklern bedrängt werden, sondern die Verbindung zu ernsthaften und geeigneten Nachfragern erhalten. Dies kann eine Online-Darstellung der Flächen nicht leisten, da Nutzer wie HELABA oder Becken nicht im Internet nach Flächen suchen und dann Kontakt zu den Eigentümern aufnehmen. Sie wollen vielmehr, dass ihr Flächengesuch möglichst lange vertraulich bleibt und fragen daher nur bei vertrauenswürdigen Stellen, wie z. B. bei der Wirtschaftsförderung nach oder beauftragen Beratungsbüros mit der Flächensuche.

 

Für den Bereich der privaten Flächen hat Amt 80 den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Anlass genommen, die privaten Flächeneigentümer zu befragen, ob sie damit einverstanden wären, wenn Amt 80 ihre Angebote online stellen würde. Dabei ist deutlich geworden, dass die weit überwiegende Anzahl der Flächeneigentümer das vehement ablehnt, da sie befürchten, dass sie durch die Veröffentlichung der Flächen massiv ungewollte Anfragen von Maklern und Flächenvermittlern bekommen.

 

Für den Bereich der städtischen Flächen geht die Wirtschaftsförderung bereits wie beschlossen vor. Amt 80 stellt seit Jahren ausgesuchte städtische Flächen auf der Onlineplattform „KIP Das kommunale Immobilienportal“ (https://www.kip.net/hessen) vor. Im KIP wurde beispielsweise auch der Hafen Offenbach dargestellt.

 

Diese Onlineplattform wird auch vom Land, von Hessen Trade and Invest, gefördert und genutzt. Insgesamt sind neben Privaten und Maklern 26 Städte und Landkreise der weiteren Rhein Main Region auf der Plattform vertreten.

 

Die Landeswirtschaftsförderung hatte in der Vergangenheit Gewerbeflächen in einem eigenen Portal dargestellt, hat dieses aber (da es keine konkreten Ergebnisse gab) vor Jahren aufgegeben und hat die Flächensuche auf der eigenen Homepage mit der Onlineplattform „KIP Das kommunale Immobilienportal“ verlinkt. Daher hat das Portal KIP eine sehr hohe Sichtbarkeit.

 

Die Erfahrungen mit der Onlinedarstellung der Flächen auf der Plattform sind allerdings dennoch sehr ernüchternd. Sowohl die Stadt, als auch die OPG haben die Erfahrung gemacht, dass es nur sehr wenige Anfragen über die Onlinedarstellung gegeben hat und diese alle wenig zielführend oder bei der Vermarktung hilfreich waren. Die Anfrager waren entweder Einzelhandelsketten, Speditionen, Baufirmen und andere Nutzungen, die Probleme haben, im Ballungsraum geeignete Flächen zu finden, oder Makler und kleine Projektentwickler, die durch die Weitergabe von Informationen hoffen, einen Ertrag zu erzielen.

 

Die eingestellten städtischen Flächen fanden sich häufig auch auf Maklerseiten wieder, die so taten, als seien sie beauftragt die Flächen zu vermarkten. Die Wirtschaftsförderung hat dann immer den Maklern untersagt, die städtischen Flächen als Streuangebote anzubieten.

 

Bei einer Rundfrage bei weiteren Nutzern der Plattform KIP war das Ergebnis, dass diese zwar auch Nachfrage über die Plattform generierten, diese Nachfrage aber ebenfalls zu keiner Ansiedlung führte, da die Anfragen in der Hauptsache nicht erwünschte Nutzungen anstrebten. Die Struktur der Anfragen war damit vergleichbar der oben dargestellten Struktur der Anfragen bei der Wirtschaftsförderung Offenbach.

 

Darüber hinaus, hat die Wirtschaftsförderung eine städtische Fläche 2015 und 2016 versuchsweise auf der Internetplattform Asset Profiler angeboten. Die kostenpflichtige Plattform Asset Profiler bietet Immobilienprofis einen geschlossenen Marktplatz exklusiv für zertifizierte Teilnehmer. Anbieter und Investoren bahnen in geschützter Umgebung vertraulich und strukturiert Transaktionen von Investmentimmobilien an. Asset Profiler wird von Investoren und Anbietern zum Direktkontakt oder zum Kontakt über Vermittler genutzt, hat viele hochwertige Investoren als Nutzer und bietet daher die Möglichkeit, die Fläche direkt Investoren anzubieten, die auf die angestrebte oder ähnliche Nutzungen spezialisiert sind.

 

Im Laufe der zwei Jahre, in denen das städtische Gewerbegrundstück über diese Plattform angeboten wurde, gab es aber nur fünf Interessierte. Obwohl auf der Plattform deutlich dargestellt wurde, welche gewerbliche Nutzung angestrebt wurde, wollten alle fünf Bewerber dort die ausgeschlossenen Nutzungen Wohnungsbau oder großflächigen Handel realisieren. 

 

Diese Tests einer Onlinedarstellung von Gewerbeflächen haben deutlich gezeigt, dass sie nicht mit der direkten Vermarktung, wie die Wirtschaftsförderung sie über die Flächendatei, über Direktansprachen, über Marketingaktionen (z. B. in der Folge des Masterplans) über Teilnahme an Messen usw. betreibt, mithalten können.

 

Darüber hinaus hat die Wirtschaftsförderung Offenbach den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Anlass genommen, auch im Arbeitskreis Wirtschaftsförderung des Deutschen Städtetags und im Arbeitskreis Wirtschaftsförderung der süddeutschen Großstädte nach Erfahrungen mit der Onlinedarstellung von Gewerbeflächen gefragt.

 

Ergebnis war, dass vor allem Städte mit großen Flächenreserven ihre Flächen online anbieten, mit sehr geringem oder keinem Erfolg. Städte in Wachstumsregionen und Städte mit geringen Flächenreserven – zu denen auch Offenbach zählt – bauen alle auf die Direktvermarktung und sind nur da zusätzlich aber ergebnislos auf Onlineplattformen vertreten, wo die Politik das fordert.

 

Im Ergebnis wollen die privaten Flächenbesitzer in Ihrer großen Überzahl nicht an einer solchen Vermarktung teilnehmen und die städtischen Flächen konnten bisher auf diesem Weg nicht erfolgreich vermarktet werden. Vor diesem Hintergrund raten wir fachlich von einer online-Vermarktung aller Flächenpotenziale ab.

 

Allerdings werden nach Absprache zwischen der Wirtschaftsförderung und dem Oberbürgermeister ganz im Sinne des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung ausgewählte städtische Flächen auch weiterhin online angeboten.

 

Zu b:

 

Kriterien zur Auswahl der Flächenpotenziale: Die Wirtschaftsförderung wird vor allem solche Flächen online anbieten, für die es bislang wenige Interessenten gab.

 

Mechanismen zum Umgang mit Anfragen: bei der Bearbeitung von Anfragen werden die eingehenden Anfragen entlang folgender Kriterien priorisiert:

Art und Qualität der geplanten Nutzung

Anzahl der Mitarbeiter

Gewerbesteuererwartung

Nutzungsdichte und Städtebau

Verkehrsaufkommen

Auswirkung des Unternehmens auf das Gewerbegebiet und die Stadt.

 

Marketingelemente: Bei der online-Vermarktung werden die Darstellungen des Masterplans, der als Marketingelement sehr erfolgreich ist, herangezogen. Für größere Entwicklungsmaßnahmen werden zudem einzelne Pläne erstellt. So wurde im Hafen vorgegangen und so wird jetzt in Absprache zwischen dem Oberbürgermeister und der Wirtschaftsförderung auch für das Gebiet Kaiserlei vorgegangen.

 

Zu c: Das Konzept liegt hiermit vor.

 

Zu d: Die Daten werden ausschließlich von der Wirtschaftsförderung und städtischen Fachämtern erarbeitet.

 

Zu e: Es werden nur geringe Kosten durch die Produktion hochwertiger Bilder und Informationen zu den einzustellenden Flächen entstehen.  Diese werden aus dem laufenden Budget der Wirtschaftsförderung beglichen.

Die Wirtschaftsförderung wird durch regelmäßige Recherchen möglicher neuer online-Vermarktungsmöglichkeiten von Flächen weiter nach geeigneten Vermarktungsplattformen suchen. Sollten sich solche neue vielversprechende  Chancen ergeben, wird der Magistrat über diese und eventuelle Kosten der Vermarktung berichten.