Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2021 - 2026


2021-26/DS-I(A)0648Ausgegeben am 14.02.2024

Eing. Dat. 14.02.2024

 

 

 

 

 

Nachhaltige und gesunde Ernährung an Kitas, Schulen und bei städtischen Kantinen und Veranstaltungen

Antrag Die Linke. vom 14.02.2024

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten, wie die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen und bei städtischen Kantinen und Veranstaltungen langfristig nachhaltiger, klimagerechter, sozialer und gesünder gestaltet werden kann. Dabei ist zu prüfen:

 

-       Wie der (kostenbezogene) Anteil von Biolebensmitteln und/oder regionalen Lebensmitteln am Wareneinsatz in der städtischen Gemeinschaftsverpflegung in den nächsten 10 Jahren schrittweise auf mindestens 80% angehoben werden kann,

 

-       wie sichergestellt werden kann, dass stets eine ernährungsphysiologisch gleichwertige vegetarische Mahlzeit zur Wahl steht,

 

-       welche Unterstützung die Caterer auf dem Weg dahin brauchen und welche Unterstützung die Stadt dabei leisten kann,

 

-       welche Kostenerhöhungen hieraus nach Schätzung des Magistrats entstehen, in welcher Form und Höhe diese von der Stadt bezuschusst werden können und wie diese Mehrkosten sich entwickeln würden, wenn der Anteil der Fleischprodukte in der Verpflegung reduziert wird,

 

-       inwiefern die Leistungen aus dem Bildungspaket „Bildung und Teilhabe“ für Mittagessen an Kitas und Schulen von den Leistungsberechtigten in Anspruch genommen werden, ob der Zugang zur Inanspruchnahme erleichtert werden kann und welche Preisgestaltung bzw. städtische Bezuschussung es braucht, um Kinder und Jugendliche aus allen ökonomischen Schichten mit der Gemeinschaftsverpflegung zu erreichen,

 

-       inwiefern die Stadt durch ihre Mitgliedschaft in der „Öko-Modellregion Rhein-Main“[1] bezüglich ihrer Gemeinschaftsverpflegungen bereits durch Kooperation, Unterstützung und Austausch profitiert und künftig noch weiter profitieren könnte,

 

-       wie eine laufende Mitsprache der verpflegten Gemeinschaft in der Speiseplangestaltung (z.B. über sogenannte „Mensazirkel“) besser gewährleistet werden kann.

 

Der Bericht ist den Stadtverordneten vorzulegen und in den entsprechenden Ausschüssen zu diskutieren.

 

 

Begründung:

 

Die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen und städtischen Kantinen und Veranstaltungen erreicht täglich eine Großzahl von Menschen, hat damit ein großes Präventionspotenzial und kann ein nachhaltiges und gesundes Leben maßgeblich beeinflussen. Durch eine nachhaltigere und gesündere Ausgestaltung der Gemeinschaftsverpflegung mit einem hohen Anteil an Biolebensmitteln und regionalen Lebensmitteln kann die Stadt Offenbach auch zur Reduktion der Umweltbelastung beitragen.

Hierfür braucht es eine langfristige Umgestaltung der Gemeinschaftsverpflegung in Offenbach. Dazu muss zum einen berücksichtigt werden, wie der Zugang zur Gemeinschaftsverpflegung vor allem für Kinder und Jugendliche mit wenigen finanziellen Mitteln verbessert werden kann. Zum anderen müssen auch die Zwänge, unter denen Anbieter für Catering stehen, berücksichtigt werden. Mit einer langfristigen Strategie und städtischer Unterstützung soll mit diesem Antrag geprüft werden, wie Caterer mehr nachhaltige Biolebensmittel und regionale Lebensmitteln einsetzen können. Der Kreistag des Kreises Groß-Gerau hat eine umfassende Umstrukturierung der Verpflegung an Schulen, in städtischen Kantinen und Veranstaltungen bereits 2020 angestoßen. So strebt der Kreis Groß-Gerau an, bis 2030 80% Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung anzubieten. Inzwischen bieten acht von 31 Schulen im Landkreis mindestens 80% Bio-Lebensmittel in ihrer Schulverpflegung an. Regionale Wertschöpfungsketten geben diese Menge noch nicht her, aber durch eine Kooperation des Kreises Groß-Gerau mit der „Öko-Modellregion SÜD“ wird die nachhaltige Bio-Wertschöpfungskette in der Region gestärkt und regionale Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung verankert. Aus einem Monitoring-Bericht des Kreistags Groß-Gerau aus dem Jahr 2022 („Erster Monitoring-Bericht zum KT-Beschluss XVIII/515 Sitzung am 07.12.2020 ‚Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung‘“) geht hervor, dass die Umstellung auf Bio-Lebensmittel nicht automatisch höhere Preise mit sich gebracht hat. Preistreiber seien eher Fleischprodukte. Außerdem geht aus dem Bericht hervor, dass der Kreis auch gute Erfahrungen mit dem Konzept „Mensazirkel“ gemacht hat. In „Mensazirkeln“ kommen Schulleitungen, Eltern und Verwaltung zusammen und diskutieren über gesündere Ernährungskonzepte. Schulen werden hier aktiv bei der Auswahl des Cateringunternehmens einbezogen. Offenbach sollte diesem Vorbild folgen und eine nachhaltigere, gesündere und sozialere Umgestaltung der Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, städtischen Kantinen und bei städtischen Veranstaltungen anstoßen und hierfür die Möglichkeiten zur Umsetzung prüfen.

Anlage:

Erster Monitoring-Bericht zum KT-Beschluss XVIII/515 Sitzung am 07.12.2020‚

Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung

 

Hinweis: Der Antrag sowie die Anlage werden den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.

 



[1] https://oekomodellland-hessen.de/oekomodell-land-hessen/hessenkarte/rhein-main/