Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2016 - 2021


2016-21/DS-I(A)0400Ausgegeben am 26.04.2018

Eing. Dat. 26.04.2018

 

 

 

 

 

Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die offene Seniorenarbeit

Antrag Magistratsvorlage Nr. 2018-144 (Dez. II, Amt 50) vom 25.04.2018

 

 

Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

 

1.  Es wird eine zentrale Stelle zur Entwicklung und Koordinierung der offenen Seniorenarbeit in Offenbach am Main ab dem 01.11.2018 geschaffen.

2.  Der Stellenplan 2018 ff. wird im Rahmen der Nachtragsplanung um eine halbe Stelle nach TVöD 9 / A10 HBO zu erweitern. Die zusätzliche Stelle wird an die im Sozialamt angesiedelte Fachstelle für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung angegliedert.

3.  Der Magistrat wird beauftragt, anschließend die endgültige Eingruppierung auf der Grundlage einer noch zu fertigenden Stellenbeschreibung und der Bewertung durch die Bewertungskommission vorzunehmen.

 

4.  Die mit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle verbundenen Personalkosten in Höhe von 5.000 € für das Jahr 2018 sowie 30.000 € jährlich ab 2019 werden durch Amt 11 im Rahmen der Nachtragsplanung 2018 und der Haushaltsplanung 2019 ff. eingeplant.

 

 

Begründung:

 

Mit Beschluss vom 22.06.2017 nahm die Stadtverordnetenversammlung die Fortschreibung des Altenplanes zur Kenntnis und legte die aufgeführten Entwicklungsziele als Handlungs- und Orientierungsrahmen der zukünftigen Offenbacher Seniorenarbeit fest.

 

Die als notwendig erachteten Maßnahmen der fünf zentralen Entwicklungsbereiche wurden sodann in der ersten Konferenz zur Fortschreibung des Altenplanes am 22.11.2017 unter breiter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverordnetenversammlung, des Seniorenrates sowie weiteren Akteurinnen und Akteuren der Arbeit von und mit Seniorinnen und Senioren priorisiert. Dabei wurde die Schaffung einer professionellen Koordinierungsstelle für die offene Seniorenarbeit in Offenbach im Entwicklungsbereich „Soziale Teilhabe – Offene Seniorenarbeit“ mit dem zweiten Rang nach dem Thema ‚Wohnen im Alter‘ bedacht.

 

Die offene Seniorenarbeit ist eines der Instrumente, mit dem die in § 71 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XII) normierten Anforderungen umgesetzt werden können. Danach soll die Altenhilfe dazu beitragen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit zu erhalten, selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen und ihre Fähigkeiten zur Selbsthilfe zu stärken. Niedrigschwellige Seniorenangebote  wie in den städtischen Seniorentreffs oder bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege oder Kirchen gewinnen in einer Zeit wachsender Altersarmut zunehmend an Bedeutung.

 

Die Intension der offenen Seniorenarbeit ist, Menschen eines Stadtteils bzw. eines Quartiers anzusprechen, einzubinden und miteinander in Kontakt zu bringen. Die offene Seniorenarbeit ermöglicht einkommensschwachen älteren Menschen eine soziale und kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft mit dem Ziel, die Lebensqualität und eine selbstbestimmte Lebensführung im Alter zu unterstützen und zu sichern. So schaffen Seniorentreffs etwa die Voraussetzung, neue soziale Beziehungen zu knüpfen in einer Lebensphase, in der althergebrachte Beziehungen durch Krankheit, Mobilitätseinschränkungen und Tod zunehmend ausdünnen. Gemeinsame Aktivitäten, wie die offene Seniorenarbeit sie anbietet, wirken der Vereinsamung und dem Rückzug in die eigenen vier Wände entgegen. Die Seniorentreffs dienen der Geselligkeit, der Bildung und Beschäftigung sowie dem Erhalt der körperlichen Fitness – Faktoren, die als gesundheitsfördernd für ein gutes Alter nachgewiesen sind. Man kann Seniorentreffs daher als Präventionseinrichtungen von Pflegebedürftigkeit und Demenzerkrankungen bezeichnen.

 

Derzeit werden die Seniorentreffs und die offene Seniorenarbeit überwiegend ehrenamtlich betrieben. Aus der Sicht der kommunalen Altenplanung ist es gerade in Zeiten knapper öffentlicher Mittel wichtig, dass die Stadt Offenbach über solche Einrichtungen verfügt und ehrenamtliches Engagement fördert. Das Angebot dieser Einrichtungen geht zurzeit auf ein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement einzelner Personen oder kleiner Gruppen zurück, womit die Angebote jedoch sozialpolitisch nicht planbar und aufeinander abgestimmt sind. Nicht immer sind sie konzeptbasiert und nachfrageorientiert. Der Weg, der sozialplanerisch zuverlässig beschritten werden kann, um ein zeitgemäßes, ressourcen- und nachfrageorientiertes Angebot vorzuhalten, besteht darin, freiwilliges Engagement durch hauptamtliche Arbeit zu initiieren, zu fördern, zu unterstützen und zu koordinieren.

 

Aufgrund des Berichtes ‚Weiterentwicklung des Angebots, der Organisation und des Finanzierungsmodells der Seniorentreffs in Offenbach‘ des Sozialforschungsinstitutes Imbas und des Stadtverordnetenbeschlusses 149/10 wurde im Jahr 2010 bereits die Angebotsfinanzierung der Seniorentreffs umgestellt. Als eines der Ergebnisse der Untersuchung wurde auch darauf hingewiesen, dass die offene Seniorenarbeit in Offenbach, insbesondere die Arbeit der Seniorentreffs,  perspektivisch ein professionelles Handlungszentrum auf gesamtstädtischer Ebene benötigt.

 

Auf der Grundlage eines positiven Altersbildes, in dem Alter als eine aktive und selbstbestimmte Lebensphase betrachtet wird, weg von einem defizitär geprägten Altersbild, soll daher eine zentrale Koordinierungsstelle

w  Doppelangebote verhindern durch die Vernetzung der einzelnen Anbieter und der Aufbau einer konzeptbasierten Angebotspalette

w  eine größere Population erreichen (mindestens 10 % der über 64-Jährigen)

w  Minderheiten gezielt einbeziehen (Einkommensschwache, Menschen mit Behinderung, Migrantinnen und Migranten, Männer)

w  einen effizienten Einsatz der knappen kommunalen Mittel bewirken.

 

Näheres ergibt sich aus der als Anlage beigefügten Aufgabenbeschreibung.

Dabei ist zunächst hinsichtlich der derzeitigen Angebotssituation in der offenen Seniorenarbeit eine auf die (Weiter-)Entwicklung und Koordinierung der Angebote gerichtete Tätigkeit beabsichtigt. Dies geht weit über eine passive und reagierende Abstimmung der Aktivitäten in den einzelnen Seniorentreffs hinaus und stellt eine Begleitung des Entwicklungsprozesses der offenen Seniorenarbeit in ganz Offenbach dar.

 

In diesem Rahmen sollen Ideen entwickelt, Impulse gesetzt und Verbindungen geknüpft werden. Zum einen bedarf es eines aktiven Zugehens auf die Akteurinnen und Akteure und speziell die einzelnen Teams in den Seniorentreffs mit konkreten Vorschlägen für neue Angebote; zum anderen ist eine Vernetzung der Beteiligten aktiv zu betreiben und zu koordinieren. Diese wird verbunden sein müssen mit dem Aufbau neuer und nachhaltig funktionsfähiger Strukturen, Arbeitsabläufe und Kooperationsformen. Hierfür ist eng mit den zentralen Akteurinnen und Akteure der offenen Seniorenarbeit in Offenbach zu kooperieren, die zur Angebotsvielfalt der Seniorenarbeit beitragen.

 

In einem zweiten Schritt sollte der Schwerpunkt dann auf eine verstärkte Sozialraumorientierung gelegt werden mit dem Ziel, die Nahversorgung sicherzustellen, insbesondere durch den Aufbau von Vernetzungen und stabilen Nachbarschaftshilfen. Dies könnte perspektivisch die Schaffung einer weiteren halben Stelle erfordern, falls nicht auf bestehende sozialräumlich ausgerichtete Strukturen und Angebote außerhalb der Stadtverwaltung zurückgegriffen werden kann.

Anlage:

Aufgabenbeschreibung für die Koordinierungsstelle der offenen Seniorenarbeit