Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2016 - 2021


2016-21/DS-I(A)0524Ausgegeben am 15.11.2018

Eing. Dat. 15.11.2018

 

 

 

 

 

Integriertes Klimaschutzkonzept

hier: 3. Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz für die Jahre 2014-2016

Antrag Magistratsvorlage Nr. 2018-432 (Dez. IV, Amt 33) vom 14.11.2018

 

 

Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

 

 

1.    Die 3. Fortschreibung der Energie- und Treibhausgasbilanz für die Jahre 2014-2016 für Offenbach am Main, die im Auftrag des Amtes für Umwelt, Energie und Klimaschutz durch das Ingenieurbüro e4-Consult erstellt wurde, wird zur Kenntnis genommen.

 

2.    Der Magistrat der Stadt Offenbach wird Gespräche mit dem Vorstand der EVO AG aufnehmen, um zu klären, mit welchen Maßnahmen die aus der Strom- und Fernwärmeproduktion Offenbacher EVO-Anlagen resultierenden Treibhausgasemissionen zukünftig reduziert werden können, um das gesamtstädtische CO2-Minderungsziel in den nächsten Jahren zu erreichen.

 

3.    Es wird eine Arbeitsgruppe zum Energiemanagement in städtischen Gebäuden unter Beteiligung der SOH (GBM, GBO), Amt 60 und Amt 33 gegründet. Ziel ist die Implementierung eines effizienten Gebäudeenergiemanagements zur Reduzierung des Energieverbrauchs in städtischen Gebäuden und eine Verbesserung des Datenaustauschs für die kommunale Treibhausgasbilanzierung.

 

* (Nachrichtlich: zu der Ziffer 1 erfolgt keine Abstimmung, da es sich nur um eine Kenntnisnahme handelt).

 

 

Begründung:

 

Als Klimabündnismitglied hat sich die Stadt Offenbach dazu verpflichtet, die CO2-Emissionen alle 5 Jahre um 10% zu reduzieren. Mit der Verabschiedung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes (IKSK) durch die Stadtverordnetenversammlung am 26. August 2010 (DS I (A) 618) wurden messbare Klimaschutzziele, ein handlungsorientierter Maßnahmenplan sowie die Fortschreibung und Evaluierung des Klimaschutzprogramms verbindlich festgelegt.

 

Die Ergebnisse der dritten Fortschreibung der Offenbacher Energie- und Treibhausgasbilanz für die Jahre 2014-2016 zeigen, dass das Reduktionsziel im gesamten Bilanzierungszeitraum 2005-2016 erreicht wurde, dies allerdings - wie bereits im vorangegangenen Berichtszeitraum bis 2013 - im Wesentlichen der Schließung von industriellen Produktionsanlagen auf dem Clariant-Gelände zu verdanken ist. Betrachtet man nur die Entwicklung ab 2012, also nach Stilllegung der Chemieproduktion, wurde das Ziel in 2016 knapp verfehlt.

 

Um zukünftig das CO2-Minderungsziel einhalten zu können, müssen die auf Basis des IKSK eingeleiteten Maßnahmen konsequent fortgeführt und weiter ausgebaut werden. Als besonders wirksame Maßnahme weist das IKSK die Substitution von 30% der Steinkohle im Heizkraftwerk an der Andréstraße durch Industriepellets aus. Allein diese Maßnahme ist für 50% der errechneten CO2-Minderung aller 66 im Konzept enthaltenen Maßnahmen verantwortlich. Zur Verbesserung der derzeit im Bundesvergleich relativ schlechten Emissionsfaktoren der Offenbacher Fernwärme und des in Offenbach erzeugten Stroms sind darüber hinaus weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in den Energieerzeugungsanlagen sinnvoll.

 

Die Abfrage und Auswertung der Energieverbrauchswerte städtischer Liegenschaften für die vorliegende Bilanzierung hat sich erneut als schwierig herausgestellt, da bislang kein funktionierendes Gebäudeenergiemanagement im Stadtkonzern etabliert wurde. Erfahrungen anderer Städte zeigen, dass durch ein funktionierendes Energiemanagement deutliche Energieeinsparungen erzielt werden können. Die hierfür notwendigen Personalressourcen amortisieren sich durch die reduzierten Energieverbrauchskosten. Es konnte inzwischen eine entsprechende Stelle bei der GBM ausgeschrieben und besetzt werden. Um die unterschiedlichen Anforderungen an das Energiemanagement zu bündeln und zukünftig die Datenauswertung auch hinsichtlich der kommunalen Energie- und Treibhausgasberichterstattung zu vereinfachen, ist eine Abstimmung zwischen den Ämtern 60, 33 und dem Geschäftsfeld Immobilien der SOH notwendig.

 

Die wichtigsten Ergebnisse der Energie- und Treibhausgasbilanz 2005-2016 sind:

 

-        Das CO2-Minderungsziel, welches für den Bilanzierungszeitraum 2005-2016 gut 20 Prozent beträgt, wurde übererfüllt. Die CO2-Emissionen haben sich um 30 Prozent absolut (von 1.313.717 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr auf 923.117 Tonnen/Jahr), die Pro-Kopf-Emissionen aufgrund gestiegener Einwohnerzahlen um 38 Prozent reduziert (von 11,1 t/a auf 6,9 t/a je Einwohner).

-        Rechnet man jedoch den Effekt der Schließung chemischer Produktionsanlagen auf dem Clariant-Gelände heraus – hier hat zwischen 2005 und 2010 der Energieverbrauch um 96 Prozent abgenommen – wurde das Minderungsziel seit 2012 knapp verfehlt. Die Treibhausgasreduktion beträgt seitdem nur noch 7 Prozent.

-        Im Bereich der privaten Haushalte ist der witterungsbereinigte Heizenergieverbrauch im Vergleich zu 2005 um 2 % und der Prozess-Stromverbrauch um 6 % zurückgegangen. Dies ist insofern als Erfolg zu werten, als dem eine Steigerung der Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum um 13 % gegenüber steht. Vor diesem Hintergrund beträgt der Rückgang des spezifischen Gesamtverbrauchs von 2005 bis 2016 etwa 13 % (je Einwohner) bzw. 9 % (je m² Wohnfläche).

-        Bei den städtischen Gebäuden zeigen die in den vergangenen Jahren durchgeführten Sanierungsmaßnahmen Wirkung: Die Emissionen insgesamt (Strom und Heizenergie) sind von 2005-2016 um gut ein Viertel gesunken. Verantwortlich hierfür sind der stark gesunkene Heizenergieverbrauch und die Umstellung einzelner Heizsysteme, zum Beispiel auf Holzpellets. Der Stromverbrauch jedoch ist seit 2005 insgesamt um gut 20 % gestiegen. Auch wenn sich in den vergangenen Jahren dieser Trend umgekehrt hat - zwischen 2013 und 2016 sank der Stromverbrauch insgesamt um 8 % - besteht dringender Handlungsbedarf für Stromsparmaßnahmen im kommunalen Gebäudesektor.

-        Bei der Straßenbeleuchtung ist ab 2011 deutlich die Wirkung der Umrüstung auf energiesparende LED-Beleuchtung feststellbar: Der Stromverbrauch ist zwischen 2010 und 2016 um 30 % zurückgegangen.

-        Der in Offenbach erzeugte Strom produziert deutlich mehr Treibhausgasemissionen als im deutschen Durchschnitt (im Jahr 2016 1070 g/kWh gegenüber 600 g/kWh im Bundesmix). Ähnlich sieht es mit der Fernwärme aus, die mit 317 g/kWh über dem deutschen Durchschnitt von 266 g/kWh liegt und in Bezug auf die Treibhausgasemissionen schlechter abschneidet als ein moderner Erdgaskessel. Ursächlich hierfür sind vor allem der hohe Anteil der Kohleverbrennung im EVO-Kraftwerk und geringe Anteile erneuerbarer Energien an der Erzeugungsstruktur.

-       Die verkehrsbedingten Emissionen stagnieren insgesamt und sind hauptsächlich auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückzuführen. Bei keiner Verkehrskategorie sind in den vergangenen Jahren deutliche Trends zu erkennen, die über zufällige jährliche Schwankungen hinausgehen.

 

Die Einbringung der Magistratsvorlage *(in den Magistrat) erfolgt auf dem Weg des Nachtrags, da die letzten Informationen und Daten erst kurzfristig zur Verfügung gestellt wurden.

 

* redaktionell geändert

Anlage:

Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt Offenbach am Main; 3. Fortschreibung, Berichtszeitraum 2014-2016

 

Verteiler:

13 x HFB

  1 x Minderheitenvertreter (HFB)

  2 x Vertreter (ALB)

13 x UPB

  1 x Minderheitenvertreter (UPB)

  2 x Vertreter (ALB)

  8 x Fraktionen

  4 x fraktionslose Stv.

  4 x Stv.-Büro

 

Hinweis: Die Anlage ist im PIO (Politisches Informationssystem Offenbach) hinterlegt und kann dort eingesehen werden.