Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2016 - 2021


2016-21/DS-I(A)0936Ausgegeben am 28.01.2021

Eing. Dat. 28.01.2021

 

Umgang mit dem Straßennamen „Hugo-Eberhardt-Weg“

Antrag SPD, CDU, B´90/Die Grünen, FDP und FW vom 26.01.2021

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten:

 

wie, unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse von Dr. Andreas Hansert, mit der Straße in Offenbach umgegangen werden soll, die nach dem Architekten und Gründer des Deutschen Ledermuseums Hugo Eberhardt benannt ist.

 

 

Begründung:

 

Das von der Stadt zusammen mit der Hochschule für Gestaltung in Auftrag gegebene und mitfinanzierte Forschungsprojekt unter Leitung des Historikers Dr. Andreas Hansert zu drei zentralen Kunstinstitutionen Offenbachs während der Nazizeit und den mit ihnen verbundenen Persönlichkeiten, hat zur Person und dem Wirken des Architekten und Gründers des Deutschen Ledermuseums in Offenbach, Hugo Eberhardt, Erkenntnisse hervorgebracht, die bis dato ausgeblendet waren. Die im Band „Offenbach am Main – Kultur im Sog des Nationalsozialismus“ publizierten Forschungsergebnisse zieht die Frage einer Neujustierung des öffentlichen Gedenkens an Hugo Eberhardt nach sich, die dessen Verstrickungen in der NS-Zeit nicht unbeachtet lassen.

 

Auf der Basis dieser Darstellung und Beurteilung soll der Magistrat eine Handlungsempfehlung aussprechen, wie mit der nach Hugo Eberhardt benannten Straße angemessen verfahren werden kann. Diese Handlungsempfehlung sollte unter Abwägung der Lebensleistung Hugo Eberhards und seiner Bedeutung für Offenbach, u.a. als Gründer des Deutschen Ledermuseums, erfolgen. Ebenso sollte in Betracht gezogen werden, welche Auswirkungen mit der Empfehlung verbunden sind.

Zur Erarbeitung der Handlungsmöglichkeiten sollte als eine Variante das Verfahren mit der Hugo-Eberhardt-Büste beim Deutschen Ledermuseum Beachtung finden. Hier wurde ein Zusatzschild mit Informationen zu Hugo Eberhardts verurteilungswürdigem Verhalten angebracht.

Letztlich möge der Magistrat beachten, dass mit der Handlungsempfehlung möglicherweise eine Tendenz zum grundsätzlichen Umgang mit vergleichbaren Fällen geschaffen wird und somit die Arbeit der AG Straßenbenennung erleichtert werden kann.

Anhand des offenen und reflexiven Umgangs mit der eigenen Stadtgeschichte während des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte sowie der Bereitschaft diese auch in der Erinnerungskultur der Stadt abzubilden, stellt Offenbach das erreichte erinnerungspolitische Niveau und Reife unter Beweis und leistet gleichzeitig wichtige Arbeit an der Pflege dieser Grundlage für die demokratische Kultur unserer Kommune.

 

Hinweis: Der Antrag wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.