Sophie von La Roche – Informationen zu Leben und Werk

 

1. Zur Vita:

 

1730 (06.12.): Geboren in Kaufbeuren als Marie Sophie Gutermann von Gutershofen

1761 – 1770 als Gesellschafterin bei Heinrich Friedrich Reichsgraf von Stadion in dessen Schloß Warthausen bei Biberach

1770 nach dessen Tod für 8 Monate in dessen Schloß Bönnigheim bei Heilbronn (dort befindet sich heute das Sophie La Roche Museum, da sie dort 1770-1771 den Briefroman „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ vollendete; 1771 anonym herausgegeben durch ihren Vetter, den Schriftsteller Christoph Martin Wieland)

1770 – 1780 Koblenz-Ehrenbreitstein (ihr Gatte Georg Michael Frank La Roche war dort „Geheimer Konferenzminister und Großhofmeister“ des Fürstbischofs von Mainz; sie unterhielt dort einen gerühmten literarischen Salon); die Stellung beim Fürstbischof verlor La Roche 1780 wg. „liberaler Gesinnung“

1780 – 1786 Die mittellose Familie fand Unterkunft bei einem befreundeten Domherrn in Speyer.

1786 – 1807 in Offenbach („Grillenhütte“); ihre Tochter Maximiliane (von 8 Kindern der Sophie La Roche hatten 5 das Kindesalter überlebt), verheiratet mit dem Kaufmann Peter Anton Brentano, brachte 13 Kinder zur Welt, darunter Bettina (spätere verh. von Arnim) und Clemens.

1807 Sophie von La Roche verstirbt am 18.02. in Offenbach am Main

 

 

2. Zur literarischen Leistung

 

Sophie von La Roche war eine damals vielgelesene, vielfältige und  produktive Autorin, u.a. des ersten Briefromanes der deutschen Literatur („Geschichte des Fräuleins von Sternheim“) und der ersten Frauen-Autobiographie („Mein Schreibetisch“, 1799; „Erinnerungen aus meinem Leben“, 1807). Weitere Werke widmen sich u.a. moralischen Themen (z.B. „Moralische Erzählungen im Geschmack Marmontels“, 1782/84), und ihren vielfältigen Reiseerfahrungen (z.B. „Tagebuch einer Reise durch die Schweiz“, 1787; „Journal einer Reise durch Frankreich“, 1787). Sophie von La Roche gilt als (Mit-) Begründerin deutscher Frauenliteratur und durch die Etablierung der literarischen Formen des Briefromans und der Autobiographie als eine formal wie inhaltlich überaus innovative Schriftstellerin.

 

Die formal-inhaltlichen Aspekte der Tendenz zur Innenschau, der Psychologisierung emotional dargestellter Figuren sowie der Betonung von hoher Moralität, Empfindsamkeit und Gefühlsüberschwang weisen sie als Vertreterin der deutschen Empfindsamkeit (lit. Strömung der Aufklärung) sowie als Vorbereiterin des literarischen Sturm und Drang aus; vermutlich hatte sie Goethes drei Jahre später erschienenen Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (erschienen 1774, Höhepunkt der Sturm-und-Drang-Bewegung) stark beeinflußt. Literaturgeschichtlich bedeutsam sind auch die beiden Enkel Bettina von Arnim (die bei Sophie von La Roche aufwuchs) und Clemens von Brentano: Bettina von Arnim (1785-1859): 1835 erschien als erstes Buch der auch sozialpolitisch engagierten Schriftstellerin (z.B. Hilfsaktion für die Berliner Cholera-Opfer) ihr Briefroman „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“; weitere Briefromane: „Die Günderode“ (1840), „Clemens Brentanos Frühlingskranz“ (1844); politische Denkschrift „Dies Buch gehört dem König“ (1843). Clemens von Brentano (1778-1842): Als romantischer Dichter und Schriftsteller bedeutender Vertreter der „Heidelberger Hochromantik“; größte Bekanntheit durch das zusammen mit Achim von Arnim herausgegebene Volksliederbuch „Des Knaben Wunderhorn“ (1806-1808).