Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2006 - 2011


Drucksachen-Abteilung II (A) Ausgegeben am 14.08.2009

Eing. Dat. 06.08.2009

 

Nr. 45/90

 

 

Städtisches Klimaschutzprogramm zur messbaren Reduzierung
der CO2-Emissionen
hier: Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 07.09.2006, DS I (A) 45
dazu: Magistratsvorlage Nr. 287/09 (Dez. II, Amt 33) vom 05.08.2009


Die Stadtverordnetenversammlung hat am 07.09.2006 folgenden Beschluss gefasst:

1. Der Entwicklung/Beauftragung eines Klimaschutzprogramms durch den
    Magistrat der Stadt Offenbach, das die Umsetzung von relevanten
    Klimaschutzmaßnahmenfeldern enthält und dadurch zu einer messbaren
    Reduzierung des CO2-Ausstoßes beiträgt, wird zugestimmt.

2. Im Klimaschutzprogramm sind nachfolgend benannte Bereiche, in denen
    Maßnahmen zur CO2-Reduzierung kurzfristig und nachhaltig wirksam werden
    können, besonders zu berücksichtigen: Attraktivität des ÖPNV,
    Verkehrssteuerung und Einsatz emissionsarmer Fahrzeugantriebe bzw.
    Umstieg auf alternative Treibstoffe, Nutzung erneuerbarer Energien,
    Förderung und Nutzung energiesparender Bau- und Sanierungsmaßnahmen,
    Minimierung des Energieverbrauches und Steigerung von Energieeffizienz.

3. Die Stadt Offenbach unterstützt damit die konkreten Ziele des Klima-
    bündnisses zur schrittweisen Reduzierung der CO2-Emissionen, die auf der
    diesjährigen Jahreshauptversammlung der Klimabündnisgemeinden
    beschlossen wurden und folgenden Wortlaut tragen:

-   „Die Mitglieder des Klima-Bündnisses verpflichten sich zu einer
    kontinuierlichen Verminderung ihrer Treibhausgas-Emissionen.

-   Ziel ist, alle 5 Jahre die CO2-Emissionen um 10 Prozent zu reduzieren.

-   Dabei soll der wichtige Meilenstein einer Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen
    (Basisjahr 1990) bis spätestens 2030 erreicht werden.

-   Langfristig streben die Klima-Bündnis-Städte und Gemeinden eine
    Verminderung ihrer Treibhausgas-Emissionen durch Energiesparen,
    Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien auf ein nachhaltiges
    Niveau von 2,5 Tonnen CO2- Äquivalent pro Einwohnerin/Einwohner und
    Jahr an.

-   Diese Ziele zu erreichen erfordert jedoch das Zusammenwirken aller
    Entscheidungsebenen (Europäische Union, Nationalstaat, Regionen,
    Gemeinde) und können nicht durch Maßnahmen im Entscheidungsbereich
    der Gemeinden allein erreicht werden.

-   Um die Entwicklungen ihrer Bemühungen im Klimaschutz zu dokumentieren,
    werden die Klima-Bündnis-Mitglieder regelmäßig Bericht erstatten."

 

Hierzu wird folgender Zwischenbericht vom Magistrat erteilt:

 

Als Bestandteil der Erstellung eines Klimaschutzprogramms erfolgte in einer ersten Projektphase die Bilanzierung der Energieverbräuche in Offenbach und der daraus resultierenden Emissionen an Kohlendioxid in folgenden Bereichen:

 

  • Private Haushalte
  • Wirtschaft: Gewerbe, Industrie und kommunale Einrichtungen
  • Verkehr

 

Neben dieser sektoralen Darstellung wurde ebenfalls eine gebäude- bzw. liegenschaftsbezogene Auswertung der in städtischem Besitz befindlichen oder von der Stadtverwaltung genutzten Gebäude vorgenommen.

 

In der CO2-Bilanz sind auch die bereits durchgeführten Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt Offenbach aufgelistet und, sofern möglich, durch quantitative Angaben über die erzielte Einsparung der CO2-Emissionen ergänzt. In der Runde der beteiligten Projektpartner im Stadtkonzern wurde ein Sofortmaßnahmenkatalog erarbeitet, der einen Ausblick auf unmittelbar anstehende bzw. als wichtig erachtete kurz- bis mittelfristige Klimaschutzmaßnahmen gibt.

 

Die Bilanzierung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis für die Jahre 2005 und 2006.

 

Die wichtigsten Ergebnisse aller Sektoren - außer dem Verkehrssektor:

 

·         Bei Betrachtung des Energieverbrauchs in Offenbach in 2005 und 2006 zeigt sich, dass die Gesamtmenge nahezu mit dem statistischen Erwartungswert – abgeleitet aus bundesdeutschen Durchschnittswerten - übereinstimmt (Vergleich zwischen der Start- und Feinbilanz).

·         Die Berechnung der Emissionsfaktoren für in Offenbach erzeugte Fernwärme und Strom zeigt deutlich höhere Werte als der nationale Durchschnitt.

·         Die CO2-Emissionen aller Sektoren liegen mit offenbach-spezifischen Emissionsfaktoren bei 10,6 t pro Einwohner im Jahr 2005. In der Summe bedeutet dies ca. 1,26 Mio. t CO2.

·         Am stärksten genutzt wird in Offenbach der Energieträger Erdgas, gefolgt von Strom, Fernwärme und Heizöl.

·         Den größten Anteil am Gasverbrauch haben die Sektoren Industrie und Haushalte, während der Sektor Gewerbe den Großteil Fernwärme verbraucht.

 

 

Wichtigste Ergebnisse im Sektor Verkehr:

 

·         Über 60 % der CO2- Emissionen des Verkehrssektors entfallen auf den PKW-Verkehr, gefolgt von Nutzfahrzeugen und dem Flugverkehr.

·         Die Fahrleistung des motorisierten Individualverkehrs liegt in Offenbach unter dem nationalen Schnitt, während der öffentliche Nahverkehr eine überdurchschnittliche Leistung erbringt, was typisch für Großstädte ist.

 

Gebäudebilanz:

 

·         Die größten Energieverbrauchergruppen unter den vom Stadtkonzern genutzten Liegenschaften sind Schulgebäude (26 Mio. kWh/Jahr 2005) und das Klinikum Offenbach (ca. 35 Mio. kWh/Jahr)

·         Die Identifikation einzelner Objekte mit hohen Energiekennwerten zeigt einen energetisch schlechten Zustand an, zum Beispiel nicht isolierte Werkstatt­hallen, sanierungsbedürftige Kindertagesstätten und Sportanlagen.

·         Das Rathaus ist der größte einzelne CO2-Emittent unter den kommunalen Verwaltungsgebäuden Offenbachs.

 

Fazit:

 

·         Durch die Bilanzierung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen konnten bestimmte Strukturmerkmale in Offenbach dargestellt werden, an denen sich zukünftige Klimaschutzmaßnahmen orientieren sollen.

·         Kommunale Energieerzeugungsanlagen haben direkten Einfluss auf die CO2-Emissionen. Die hohen Offenbach-spezifischen Emissionsfaktoren für Strom und Fernwärme zeigen deutlich ein Handlungspotenzial an.

·         Auf Grundlage der Gebäudebilanz können Maßnahmen zum Energiesparen abgeleitet werden, die ein hohes Einsparpotenzial haben.

·         Durch die fortlaufende Bilanzierung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen wird die Einsparung durch Klimaschutzmaßnahmen sichtbar gemacht.

·         Um die Selbstverpflichtung als Klimabündnismitglied zu erfüllen, muss Offenbach bis 2030 die jährlichen CO2-Emissionen auf ca. 740.000 t CO2 senken. Dies entspricht einer Reduzierung um 41% bezogen auf die Emissionen in 2005 von ca. 1,26 Mio. t CO2.

·         Im weiteren Verlauf der Klimaschutzarbeit und im Anschluss an den vorliegenden Bericht, wird ein partizipativer Maßnahmenkatalog erarbeitet, der mittel- und langfristige Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen beschreibt.

Anlage