Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2011 - 2016


2011-16/DS-I(A)0064Ausgegeben am 06.09.2011

Eing. Dat. 01.09.2011

 

 

 

 

 

C-Change/Klimaroute am Main
hier: Projektbeschluss
Antrag Magistratsvorlage Nr. 253/11 (Dez.I, Amt 60) vom 31.08.2011


Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

1. Der Errichtung einer Klimaroute am Main im Rahmen des EU-Projektes Interreg
    IVB NWE C-Change, nach der vom Amt für Stadtplanung und Baumanagement
    in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Grontmij, Frankfurt am Main,
    erstellten und vom Revisionsamt geprüften detaillierten Kostenberechnung,
    abschließend mit 280.000,00 € einschließlich Planungskosten, wird zugestimmt.

 

    Die erforderlichen Mittel werden bewilligt und bei dem Untersachkonto
    58000.94500 Regionalpark – Fenster zum Fluss – Klimapfad (13.01.01)“
    SK 09520000, Projekt 601130000001, Produkt 13.01.01  wie folgt bereitgestellt:

    Haushaltsausgabereste:                    200.000,00 €  
    überplanmäßig:                                      80.000,00 €  
    Gesamt:                                                 280.000,00 €  

Die Deckung der überplanmäßigen Ausgaben erfolgen durch entsprechende
Minderausgaben bei dem Untersachkonto 63000.96550  „Grünring vom Main zum
Main (13.01.01)“, SK 09520000, Projekt 601120000000, Produkt 13.01.01 i. H. v.
50.000,00 € sowie bei Untersachkonto 58000.96570 „Bolzplätze global
(13.01.01)“, SK 09520000, Projekt 601130000000, Produkt 13.01.01 i. H. v.
30.000,00 €.

2. Die Finanzierung ist wie folgt vorgesehen:

    Zuwendungen bewilligt:
    Regionalverband
    (ehem. PVFRM) /EU-Projekt (86.500,00 €)
    in 2011: 16.500,00 €
    in 2012: 70.000,00 €
    Dachgesellschaft Regionalpark (46.700,00 €)
    in 2011: 0,00 €
    in 2012: 46.700,00 €

    Der städtische Anteil beträgt:  146.800,00 €

    Die entsprechend notwendigen Änderungen sind im Nachtrag 2011 bzw.
    Haushalt 2012 vorzunehmen.

3. Die jährlich anfallenden und vom Revisionsamt geprüften Folgekosten in Höhe
    von 29.425,86 € sind in den folgenden Jahren zu veranschlagen.

4. Die Unterhaltungskosten (Pflegeleistung …..), die Bestandteil der o.g. geprüften
    Folgekosten sind, erhöhen sich durch die Maßnahme/n um 6.617,86 €/pa.

    Die entsprechenden Mittel sind bei dem Untersachkonto 58000.67581
    „Grünpflege Unterhaltung, neue Maßnahmen“  SK 61650003, Produkt 13.01.01
    in den Folgehaushaltsjahren (ggfs. auch im NT) zusätzlich bereitzustellen.

5. Mit der Maßnahme darf erst begonnen werden, wenn die erforderliche
    Genehmigung der Aufsichtsbehörde zur Kreditaufnahme vorliegt.


Begründung:


In der Sitzung vom 01.10.2009 DS I (A) 490 hat die Stadtverordnetenver-sammlung dem Grundsatzbeschluss der Errichtung eines Klimapfades (Arbeits-titel) am Offenbacher Mainufer im Rahmen des EU-Projektes Interreg IVB NWE

C-Change Changing Climate-Changing Lives zugestimmt.

 

Mit dem Projekt INTERREG IVB NWE (Nord-West-Europa) hat die EU einen Anstoß für die Auseinandersetzung mit dem Zukunftsthema Klimawandel gege-ben. Die EU-Förderung zielt darauf ab, beispielhafte Lösungen für die Freiraum-planung mit Blick auf Bürgerengagement und Sensibilisierung für den Klima-wandel zu einer Einheit zu verbinden.

 

Im Rhein-Main-Gebiet entsteht aus dieser Anregung eine neue gemeindeübergreifende regionale touristische Route, die einen Ausflug entlang des Mains noch attraktiver und interessanter macht. In verständlicher und spielerischer Form können sich die Besucher mit dem wichtigen Zukunftsthema „Klimawandel“ auseinandersetzen. Der englische Projekttitel des EU-Projektes lautet C-Change (Climate-Change). Für das Rhein-Main-Gebiet wird die Bezeichnung „Klimaroute am Main“ eingeführt. Die Mainanliegergemeinden Offenbach, Kelsterbach, Frankfurt und Mühlheim haben sich zusammen getan, um dieses wichtige Thema gemeinsam aufzugreifen und die Klimaroute ins Werk zu setzen. Gegenüber der Europäischen Union fungiert der Regionalverband Frankfurt RheinMain als Projektpartner. Für Planung und Realisierung sind jedoch die Sub-Partner in eigener Regie verantwortlich.

 

Die Thematik des Klimawandels ist inhaltlich sehr weit gefächert. Da die geplante Route am Mainufer entlang führt, bietet es sich an, die inhaltliche Auseinander-setzung auf das Thema Wasser bzw. Flüsse zu konzentrieren. An den einzelnen Stationen wird jeweils Bezug auf Korrespondenzregionen in der ganzen Welt genommen. Genauer gesagt wird jeweils auf einen Fluss Bezug genommen, anhand dessen Klimafragen beispielhaft dargestellt werden können. Die themati-sierten Flüsse spiegeln dabei gleichzeitig die Internationalität der Stadt Offenbach wider. Besonders verschiedene Gruppen von Migranten in der Offenbacher Stadt-bevölkerung sollen durch den Vergleich mit Flüssen in ihren Ursprungsländern für die Thematik interessiert werden.

 

Eine intensive Öffentlichkeitarbeit ist integraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes, damit unterschiedliche Bevölkerungsschichten erreicht werden. Auch die Arbeits-weise des Projektes selbst zeichnet sich durch eine breit angelegte fachübergrei-fende Zusammenarbeit aus. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Mitarbeitern der ein-zelnen Kommunen aus den Bereichen Stadtplanung, Umweltverwaltung und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Auch der Deutsche Wetterdienst und Vogelkundler des NABU sind fachlich intensiv in die Projektarbeit eingebunden. Abstimmungen mit den Genehmigungsbehörden des Wasser- und Schifffahrtsamtes Aschaffenburg, sowie den Fachbehörden des Regierungspräsidiums sind ebenfalls erfolgreich durchgeführt worden.

 

Die vorgeschlagenen Stationen in den 4 beteiligten Kommunen, basieren auf einer 2-semestrigen Projektarbeit mit drei Professoren der Offenbacher Hochschule für Gestaltung und ihren Seminarteilnehmern. Diese intensive Zusammenarbeit wurde auch deshalb gewählt, um die jungen Studierenden für den Klimawandel zu sensibilisieren.

 

Aufbauend auf dem gestalterischen und didaktischen Konzept des Wetterparks wurden von den HFG-Studenten verschiedene Entwurfsideen für ursprünglich insg. 9 Stationen, davon 5 in Offenbach entwickelt. Im weiteren Verlauf der Planung wurden die Ideen von einem Ingenieurbüro im Hinblick auf die Machbarkeit qualifiziert. Dabei mussten die Ideen der HFG unter Kostengesichtspunkten z.T. erheblich modifiziert werden.

 

Das hier zur Beschlussfassung vorgelegte Konzept schlägt für Offenbach insgesamt 4 Stationen der Klimaroute zur Realsisierung vor:

 

-       Die zentrale Station mit dem Thema „Stadtklima“

-       Eine Station am Mainuferpark mit dem Thema „Globale Folgen des Klimawandels“

-       Eine Station in Bürgel/Reichstag mit dem Thema „Klimawandel und Erdatmosphäre“

-       Eine Station in Bürgel/ehem. Strommast am Wassersportverein mit dem Thema „Zugvögel“

 

Jede Station besteht aus einem Fahnenmast, der sie von der Landseite und vom Fluss weithin erkennbar macht, aus einer Informationstafel in Form eines halb-hohen Sockels und dem eigentlichen Objekt. Die Grafik wurde ebenfalls in Zusam-menarbeit mit der HFG erarbeitet und taucht an allen Stationen in gleicher Form auf. Die laufende Nummerierung bezieht sich auf die gesamte Route, in Offenbach beginnt die Nummerierung der Stationen mit Nr. 4.

 

Station Nr. 4 Zentrale Station Stadtklima

Diese Station am Mainufer auf Höhe Herrnstraße bildet den zentralen Anlaufpunkt, für die Klimaroute, an ihr wird ein Überblick über die gesamte Klimaroute gegeben. Sie beinhaltet Informationen zu allen anderen Stationen und Flüssen und kann als Start oder Zielpunkt eines Ausflugs entlang der gesamten Themenroute genutzt werden. Man findet Informationen über alle im Projekt einbezogenen Flüsse, die sich immer in Beziehung zum Main bringen lassen. Die Zentralstation erläutert die Auswirkungen des Klimawandels auf unser Stadtgebiet.

 

Die Station besteht aus einer Gruppe von Bänken, die in eine Schotterrasen-fläche gesetzt werden. Die Anordnung der Bänke ist für eine Nutzung als „Offenes Klassenzimmer“ für Veranstaltungen der Schul- und Erwachsenenbildung gedacht. An einem neuen Geländer an der Uferkante werden mehrere Informationstafeln befestigt. Ergänzend wird am Ufer ein Display mit Messinstru-menten installiert. Informationen wie Lufttemperatur, Luftdruck u.a. meteorolo-gische Daten können dort abgelesen und mit eigenen Messungen verglichen und interpretiert werden.

 

Station Nr. 5 Globale Folgen des Klimawandels

Am östlichen Ende des neuen Mainuferparks widmet sich eine Station den The-men transkulturelle Verständigung und Globalität des Phänomens Klimawandel. Dabei wird eine fotografische Collage erstellt, die den Main und den Indus der China, Indien und Paksitan durchquert ganz direkt zusammenbringt. Der vielfältige Kulturraum entlang des Indus wird thematisiert. Mit dem »Fatamorama« wird eine optische Absurdität erzeugt, eine anregende Irritation in der Vermischung des Mains mit dem Himalaya in einem Bild. Ohne Worte und in einem integralen Bild erklärt es die Verbundenheit und Abhängigkeiten im Weltklima und einer vielgestaltigen Welt der Kulturen.

 

Station Nr. 6 Atmosphäre

Am Bürgeler »Reichstag« geht es um die Erklärung der Erdatmosphäre für Schul-kinder und interessierte Besucher. Bezugsfluss ist hier der kanadische Yukon. In Form eines Steges mit leicht ansteigenden Ebenen werden die für den Klimawan-del relevanten Schichten der Atmosphäre erklärt, von der Biosphäre zur Thermo-sphäre. Die Richtungsänderungen in der Führung des Stegs schaffen eine didak-tische Situation, indem sie unterschiedliche Ausblicke auf den Fluss, den Damm und die umgebende Wiese ermöglichen. Für Schulklassen und die Erwachsenen-bildung sind zahlreiche Informationen in leicht verständlicher Form textlich und graphisch dargestellt. Man erhält Informationen über das Leben und die physika-lischen Bedingungen in den verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre.

 

Station Nr. 7 Vögel

Die Station am Wassersportverein Bürgel bezieht sich auf den Einfluss des Klimawandels auf den Vogelflug. Die Station integriert Überreste eines Hoch-spannungsmastes, den türkischen Fluss Kizilirmak und das Thema Zugvögel. Diese Thematik liegt auf der Hand, da am nur wenige hundert Meter entfernten Schultheis-Weiher zahlreiche Zugvögel Rast machen. In einem frühen Stadium des Projekts gelang es durch eine Initiative aus dem politischen Raum, den Strommast vor dem Abbruch zu retten. Durch den Entwurf wird sich der Mast in ein skulpturales Symbol für gefährdete Zugvögel verwandeln.

 

Im Fachgespräch konnte geklärt werden, dass es durchaus realistisch ist, Vögel hier anzusiedeln. Das „Vogelhotel“ bietet ein Habitat für einheimische Vögel und Zugvögel. Es stellt verschiedene Arten von Nistkästen und Niströhren bereit. An der Spitze soll auch ein Storchennest für Jungstörche, die nach der Rückkehr im Frühjahr keinen geeigneten Nistplatz finden, integriert werden.

 

Mit der Realisierung der Arbeiten soll im Februar/März 2012 begonnen werden.

 

In intensiver Zusammenarbeit mit dem Umweltamt sind umweltsensible Parameter des Projektes während der Planungsphase thematisiert worden. Altlasten, Gewässerschutz, Natur- und Artenschutz sind tangiert. Abstimmungsprozesse dazu sind eingeleitet. Baumfällungen und Eingriffe in den Gehölzbestand werden nicht vorgenommen werden. Auch kommt es nicht zur Versiegelung weiterer Flächen. Die verwendeten Hölzer stammen aus einheimischem Robinienholz. Hinsichtlich der Lärmimmissionen ist die Maßnahme unkritisch einzuschätzen, da bereits heute eine intensive Nutzung des Mainufers stattfindet.

 

Für die Maßnahme wurde am 01.10.2009 DS I (A) 490 ein Grundsatzbeschluss gefasst. Über Abwicklung und Finanzierung der Maßnahme wurde im November 2009 zwischen der Stadt Offenbach, vertreten durch den Oberbürgermeister und dem Planungsverband Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main eine Partnerschaftsvereinbarung für die Laufzeit des Projektes bis 31.12.2012 abgeschlossen.

 

Da die Kostenberechnung (Anfang August 2011) für die ausgearbeitete Planung in Höhe von 280.000,00 €, trotz bereits erfolgter Optimierungen, die zur Verfügung stehenden Mittel überschreitet, wurde zur Finanzierung der Mehrkosten ein Zuschussantrag an die Dachgesellschaft Regionalpark RheinMain gestellt und in Höhe von 46.700,00 € bewilligt. Die Deckung der überplanmäßigen Aus­gaben erfolgt durch ent­sprechende Minderausgaben bei dem Untersachkonto 63000.96550  „Grünring vom Main zum Main (13.01.01)“, SK 09520000, Projekt 601120000000, Produkt 13.01.01 i. H. v. 50.000,00 € sowie bei Untersachkonto 58000.96570 „Bolzplätze global (13.01.01)“, SK 09520000, Projekt 601130000000, Produkt 13.01.01 i. H. v. 30.000,00 €.

 

Der städtische Anteil des Gesamtprojektes beläuft sich auf insg. 146.800,00 €.

 

Die Mehrkosten sind insofern unabwendbar, weil die Stadt Offenbach in diesem Projekt eng mit anderen Projektpartnern vernetzt ist und viele Akteure beteiligt sind. Es handelt sich um ein Vorhaben, das mit EU-Mitteln gefördert wird. Das Kernstück der Klimaroute (4 von 8 Stationen) befindet sich in Offenbach. Wenn sich die Stadt aus dem Projekt zurückzieht, ist das Projekt als Ganzes gefährdet. EU-Fördermittel für die Stadt Offenbach für die bisher angefallenen Kosten in Höhe von rd. 66.000,00 € könnten nicht vereinnahmt werden.

 

Das Ingenieurbüro Grontmij, Frankfurt, hat im Auftrag des Amtes für Stadtplanung und Baumanagement auf der Basis der Vorentwürfe der StudentInnen der HfG einen Entwurf für die Gestaltung von vier Stationen der Klimaroute in Offenbach erstellt.

 

Über die Maßnahme wurde eine Kostenberechnung erstellt, die, vom Revisionsamt geprüft, mit 280.000,00 € abschließt.

 

Die Haushaltsmittelbereitstellung sowie die Finanzierung der Maßnahme erfolgen entsprechend dem Antragstenor.

 

Die vom Revisionsamt geprüften jährlichen Folgekosten für die Gesamt­maßnahme belaufen sich insgesamt auf 29.425,86 €.

 

Die Erhöhung der laufenden Unterhaltungskosten ergibt sich aus dem Einbau neuer Einrichtungen zur Verbesserung der Aufenthalts- und Erlebnisqualität des Mainufers.

 

Im Büro der ehrenamtlichen Magistratsmitglieder und anschließend im Büro der Stadtverordnetenversammlung liegen die Planungsunterlagen, eine detaillierte Kostenberechnung sowie die Folgekostenberechnung zur Einsichtnahme aus.

Anlage

Stellungnahme des Amtes für Umwelt, Energie und Mobilität