Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2011 - 2016

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2011-16/DS-II(A)0003Ausgegeben am 05.07.2011

Eing. Dat. 26.05.2011

 

 

 

Ausweitung des Angebotes an Mehrgenerationenhäusern in Offenbach
Antrag SPD, B´90/Die Grünen und FDP vom 10.08.2010, DS I (A) 621

dazu: Magistratsvorlage Nr. 137/11 vom 25.05.2011

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung hat am 26.08.2010 folgenden Beschluss gefasst:

Der Magistrat wird beauftragt, zu prüfen und zu berichten:

1. welche Erfolge und Erfahrungen mit dem derzeit bestehenden Mehrgenerationen-
    haus „Weikertsblochstraße“ vorliegen,

2. wie sich die Nachfrage nach Mehrgenerationenhäusern in Offenbach derzeit ent-
    wickelt,

3. welche Unterstützung die Stadt entsprechenden Initiativen bietet,

4. wie und an welchen Standorten das Angebot an Mehrgenerationenhäusern in Zu-
    sammenarbeit mit Initiativen und Investoren sinnvoll ausgebaut werden kann (z.B.
    Luisenhof, MAN-Gelände, An den Eichen usw.).

 

 

Hierzu berichtet der Magistrat wie folgt:

 

Frage 1:

Welche Erfolge und Erfahrungen mit dem derzeit bestehenden Mehrgenerationenwohnhaus „Weikertsblochstraße“ vorliegen,

 

Antwort:

Die GBO berichtet von durchweg positiven Erfahrungen mit dem Projekt. Die Vermietungspraxis mit dem Verein laufe gut, erste Mieterwechsel ließen sich problemlos realisieren. Die Bewohner des Projekts kümmerten sich um die Immobilie und hätten eine positive Wirkung in die Nachbarschaft. Es gäbe immer wieder Anfragen von Interessenten, ähnliche Projekte zu realisieren, allerdings müsse sich dafür schon eine relativ feste Gruppe gebildet haben (Verein o.ä.), um einen verläßlichen Partner während der Projektphase zu haben.

Der Verein Lebenszeit e.V. berichtet ebenfalls von positiven Erfahrungen. Zwar sei es durch die lange Planungsphase schwierig gewesen, einzelne Mitglieder im Projekt zu halten, gerade Jüngere und Familien brauchten einen überschaubaren Zeitrahmen, allerdings konnten aus diesen Gruppen zum Ende der Planungsphase problemlos neue Interessenten gewonnen werden.       
Die Verlässlichkeit in Bezug auf getroffene Vereinbarungen bei den einzelnen Vereinsmitgliedern sei unterschiedlich, insgesamt funktioniere das Zusammenleben aber sehr gut, ebenso die Zusammenarbeit mit der GBO.   
Alle Vereinsmitglieder müssten ein ausreichendes Maß an Toleranz und Offenheit mitbringen und sollten sich möglichst schon im Vorfeld sehr genau überlegen, wie sie sich einen gemeinsamen Alltag vorstellen könnten bzw. welche Aufgaben in der Nachbarschaft / im Quartier übernommen werden sollten. Die Größe des Projekts mit 28 Wohneinheiten / 46 Bewohnern habe sich bewährt, da sich alle kennen, jedoch ein gewisses Maß an Distanz / Rückzug wahren können. 

Die Architektin, Frau Wellnitz von Wellnitz Architekten GmbH, berichtet ebenfalls über positive Erfahrungen. Die geführten Diskussionen seien deutlich intensiver als bei anderen Projekten, mitunter sei es schwierig gewesen, alle Vorstellungen der einzelnen Vereinsmitglieder zu realisieren, hier habe es sich bewährt, für Grundrisslösungen und Ausstattung der Wohnungen Einzelgespräche mit den zukünftigen Bewohnern zu führen und für die Belange der Gesamtanlage mit einem vom Verein bestimmten Sprecher zu agieren.

 

Frage 2:

wie sich die Nachfrage nach Mehrgenerationenhäusern in Offenbach derzeit entwickelt,

 

Antwort:

Nach zwei Ausstellungen und Veranstaltungen des Dezernats II zum Thema „Generationsübergreifendes Wohnen“, die letzte fand im Frühjahr 2009 statt, hat sich die Nachfrage in der Bevölkerung hinsichtlich dieser Wohnform kontinuierlich erhöht. Derzeit liegt der kommunalen Altenplanerin, Amt 50, eine Interessentenliste mit rd. 130 Adressen vor.

Ebenso hat sich aus der letzen Veranstaltung eine weitere Wohninitiative mit dem Namen „Lebenswert e.V.“ gegründet. Der Verein Lebenszeiten e.V. berichtet von großem Interesse an dem Projekt Weikertsblochstraße, Nachfrage nach frei werdenden Wohnungen und dem Planungsprozeß.

Die beiden Vereine sowie der „Runde Tisch für Wohninitiativen in Offenbach“ (s. Frage 3) stießen bei ihrer Präsentation auf der vierten Frankfurter Informationsbörse für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen im Frankfurter Römer am 30.10. 2010 auf großes Interesse.

 

Frage 3:

welche Unterstützung die Stadt entsprechenden Initiativen bietet,

 

Antwort:

Die kommunale Altenplanerin, Amt 50, ist Ansprechpartnerin für interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie für Bauträger und Investoren. Neugegründete Wohninitiativen werden ebenfalls von ihr beraten und begleitet. Bei Neugründung von Gruppen wird den Teilnehmern ein professioneller Workshop angeboten.

Weiterhin wurde durch das Dezernat II der „Runde Tisch für Wohninitiativen in Offenbach“ im November 2009 gegründet. Er ist eine Plattform für alle an dem Thema Interessierte und wird kontinuierlich durch die kommunale Altenplanerin begleitet, arbeitet jedoch selbstorganisiert mit Ehrenamtlichen. Die Einladungen zu den einzelnen Treffen werden vom Sozialamt versandt sowie eventuell anfallende Raum- und Kopierkosten übernommen.

Sobald eine Projektgruppe in die konkrete Realisierungsphase kommt, oder Beratung hinsichtlich der Finanzierbarkeit und baulichen Umsetzbarkeit ihrer Vorstellungen benötigt, wird sie intensiv von Amt 60, Bauberatung und Wohnbauförderung und Amt 63, bauordnungsrechtliche Fragen, unterstützt.

Das Mehrgenerationenwohnprojekt in der Weikertsblochstraße wurde in der Bauplanungs- und Baurealisierungsphase durch die städtische Wohnbauförderung, Amt 60, begleitet, da die Wohnungen teilweise gefördert sind und nach den Kriterien des sozialen Mietwohnungsbaus vermietet werden.

 

 

Frage 4:

wie und an welchen Standorten das Angebot an Mehrgenerationenhäusern in Zusammenarbeit mit Initiativen und Investoren sinnvoll ausgebaut werden kann (z.B. Luisenhof, MAN-Gelände, An den Eichen usw.).

 

Antwort:

Gemäß den im Februar 2011 beschlossenen wohnungspolitischen Leitlinien soll in jedem Stadtviertel bzw. Quartier ein Mehrgenerationenwohnprojekt realisiert werden, um im Hinblick auf den demografischen Wandel alternative Wohnformen zu unterstützen. Unterstützenswert sind Mehrgenerationenwohnprojekte zudem, da sie häufig eine positive Strahlkraft in die Nachbarschaft besitzen.

Es ist festzustellen, dass die städtische Infrastruktur wie Erreichbarkeit von Kita, Schulen, Ärzten, Apotheken, Krankenhaus, Einkaufsmöglichkeiten, kulturellen Einrichtungen, die Anbindung an den ÖPNV aber auch die Verfügbarkeit von Grünflächen, die Lärmbelastung etc. bei der Auswahl eines geeigneten Grundstücks oder einer geeigneten Immobilie eine große Rolle spielen. Grundsätzlich ist auf Barrierefreiheit zu achten. Da die Versorgung möglichst fußläufig oder durch eine gute Anbindung an den ÖPNV gesichert sein sollte, kommen vor allen Dingen innerstädtische oder innenstadtnahe Lagen in Betracht; aufgrund der guten Anbindung und Versorgung der Stadtteile in Offenbach sind Mehrgenerationenwohnprojekte auch dort denkbar; hier kommt es auf die Präferenzen und Ausrichtung der Wohngruppen an.

Experteninterviews und Literatur bestätigen, dass 30 Wohneinheiten eine gute Größe für ein Mehrgenerationenprojekt sind. Da der Freiflächenbedarf in der Regel höher ist als bei anderen Geschosswohnungsbauprojekten, ist die notwendige Grundstücksgröße zu beachten. Abhängig von Geschossigkeit und möglicher Ausnutzung des Grundstücks können in allgemeinen Wohngebieten 3.000 m² Grundstück notwendig sein. Beispiel Weikertsblochstraße: drei geschossige Bebauung, 27 Wohneinheiten, Quartierssaal und Pflegeappartement auf einem Grundstück mit 2.662 m².