Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2021 - 2026


2021-26/DS-I(A)0364Ausgegeben am 05.10.2022

Eing. Dat. 04.10.2022

 

 

 

 

 

Abwärme des Rechenzentrums „Campus Offenbach“ für das Quartier 4.0. Güterbahnhof

Antrag fraktionslose Stadtverordnete Julia Endres, Helge Herget und Dr. Annette Schaper-Herget vom 04.10.2022

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Magistrat wird beauftragt, zusammen mit der EVO und der Firma CloudHQ zu prüfen, ob die Abwärme des Rechenzentrums „Campus Offenbach“ als Fernwärme dem Quartier 4.0. Güterbahnhof und/oder dem Industriepark zur Verfügung gestellt werden kann. Die Ergebnisse der Prüfung sind der Stadtverordnetenversammlung zu berichten.

 

 

Begründung:

 

Das Quartier 4.0. (https://pio.offenbach.de/index.php?aktiv=doc&aktiv=doc&docid=2006-00003285&year=2006&av_dokument_id=3285&view=&suche[volltext]=G%C3%Bcterbahnhof, https://www.quartiervierpunktnull.de/) soll mit Fernwärme geheizt werden, die der Eigenbetrieb Stadt Offenbach am Main (EVO) zur Verfügung stellen soll. Bisher bezieht die EVO ihre Fernwärme nur aus dem Kohlekraftwerk und der Müllverbrennungsanlage.

 

Das im Bau befindliche Rechenzentrum (Bauherr CloudHQ) wird einen hohen Energiebedarf haben. Es wird geschätzt, dass dieser eine ähnliche Größenordnung wie der Energieumsatz der gesamten Stadt Hanau hat. Jedes Rechenzentrum wandelt seine Energie letztlich vollständig in Wärme um. Bisher ist in Offenbach nur geplant, diese Abwärme ungenutzt in die Atmosphäre zu pusten. Dies ist die klimaschädlichste Methode, wenn auch die billigste. Das Rechenzentrum ist nur rund 1 km vom Quartier 4.0 und vom Industriepark entfernt, die Nutzung dieser Abwärme für die neuen Quartiere liegt daher nahe.

 

Bis 2030 müssen Rechenzentren in der Europäischen Union klimaneutral arbeiten, hier haben die Kommunen und auch die Unternehmen eine Sorgfaltspflicht.

 

Es gibt immer mehr Kommunen, die die Abwärme aus Rechenzentren für Fernwärme nutzen, insbesondere für Neubaugebiete. Ein Beispiel ist Braunschweig, wo auch ein neues Wohngebiet mit insgesamt 400 Wohneinheiten mit Fernwärme aus einem benachbarten Rechenzentrum versorgt wird. Der Spitzenwärmebedarf und die Grundlast des Wohngebiets werden vollständig durch das Abwärmepotzenzial des Rechenzentrums abgedeckt (https://www.datacenter-insider.de/die-eu-rechnet-datacenter-abwaerme-nutzen-ist-keine-gewissensfrage-sondern-notwendigkeit-a-823749/).

 

Herr OB Schwenke wird im Mai 2021 in der Offenbach-Post damit zitiert, dass er bedauert, dass die Wärmequelle aus dem Rechenzentrum nicht mehr für das Quartier„An den Eichen“ genutzt werden kann. „Die zeitliche Abfolge hätte umgekehrt sein müssen. Die Häuser stehen bereits und sind an die dortige Nahwärme angeschlossen. Wäre das Rechenzentrum vorher gebaut worden, hätten wir es sicher so gelöst“ (https://www.op-online.de/offenbach/offenbach-rechenzentrum-cloud-hq-bau-problem-anwohner-kritik-90573085.html). Die zeitliche Abfolge für das Quartier 4.0 ist glücklicherweise genau anders herum.

 

Auch die Betreiberfirma wird zitiert mit dem Interesse, die Abwärme zu nutzen und damit nachhaltiger zu werden. In der FAZ vom 07.04.2022 heißt es im  Artikel „Expansion in Europa von Offenbach aus“: „Auch was die Nutzung der Abwärme angehe, sei es nicht so, dass CloudHQ sich dagegen sperre. Man wolle damit zudem kein Geld verdienen. Derzeit fehlten aber schlicht Abnehmer für diese Wärme“.

 

In der OP wird Peter Knapp, Geschäftsführer von CloudHQ Deutschland, zitiert mit: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir, wenn wir den Industriepark oder das Quartier 4.0 versorgen sollten, dann die Wärmeleitungen entlang der neuen Laska-Brücke führen“, und „Wir müssen technisch sehen, wo sich etwas einspeisen ließe – das ist sehr komplex, wir müssen mit der Stadtplanung und EVO ein Konzept erarbeiten.“ Zwar könne CloudHQ auf seinem Gelände in relativ kurzer Zeit – etwa einem Jahr – die entsprechenden Bedingungen schaffen, „beim Re-Design eines bestehenden Versorgungsnetzes in der Stadt sprechen wir aber von mindestens fünf bis zehn Jahren Dauer“ (https://www.op-online.de/offenbach/cloud-hq-offenbach-rechenzentrum-kritik-reaktion-abwaerme-91719983.html, August 2022).

 

Wir beantragen daher, ein solches „Re-Design“ zu prüfen, damit das Quartier 4.0 entsprechend versorgt werden kann.

Anlagen:

Quartier 4.0

Datacenter-Insider

 

Hinweis: Der Antrag sowie die Anlagen werden den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.