Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2021 - 2026


2021-26/DS-I(A)0501Ausgegeben am 27.04.2023

Eing. Dat. 27.04.2023

 

 

 

 

 

Antrag gemäß §142 Hessisches Schulgesetz zur Benennung des im Aufbau befindliche neue Gymnasiums nach Emmy Noether

Antrag Magistratsvorlage Nr. 2023-108 (Dez. IV, Amt 40) vom 26.04.2023

 

 

Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:

 

Der Benennung des neuen Gymnasiums am Ostbahnhof als „Emmy-Noether-Schule“, Gymnasium der Stadt Offenbach am Main, wird zugestimmt.

 

 

Begründung:

 

Das pädagogische Planungsteam für das neue Gymnasium hat sich mit der Namensgebung des neuen Gymnasiums beschäftigt und einen Vorschlag unterbreitet. Es empfiehlt, die neue Schule nach der Mathematikerin Emmy Noether zu benennen. Der Magistrat schließt sich diesem Vorschlag an.

 

Das neue Gymnasium wird einen MINT-Schwerpunkt erhalten. Daher ist es sinnvoll, eine Persönlichkeit mit Verdiensten aus diesen Wissenschaftsbereichen zu wählen. Die Mathematikerin Emmy Noether ist eine solche Persönlichkeit. Sie lehrte als erste Professorin Mathematik an deutschen Universitäten, spielte eine große Rolle auf dem Gebiet dieser Wissenschaft und genießt damals wie heute hohe wissenschaftliche Anerkennung.  So gilt sie beispielsweise als Begründerin der modernen Algebra. Albert Einstein würdigte sie in einem Nachruf als das „bedeutendste schöpferische, mathematische Genie seit der Einführung der höheren Bildung für Frauen“.

 

Emmy Noether, geboren 1882 in Erlangen, entstammte einer liberalen, jüdischen Familie, für die es selbstverständlich war, dass auch Töchter eine hohe Bildung genießen sollten. 1903 begann sie ihr Studium in Göttingen und ab 1904 in Erlangen, nachdem Frauen kurz zuvor in Bayern hierfür zugelassen worden waren. 1907 schloss sie es mit einer Promotion über Invariantentheorie bei Paul Gordan mit der Note summa cum laude ab. Als zweite Deutsche überhaupt promovierte sie an einer deutschen Universität in Mathematik.

 

1915 beantragte sie in Göttingen ihre Habilitation und löste damit intensive kontroverse Diskussionen aus, da es Frauen an preußischen Universitäten per Erlass grundsätzlich untersagt war zu habilitieren. Wegen ihrer hohen fachlichen Qualifikation und wissenschaftlichen Verdienste beantragte die Fakultät eine Ausnahmegenehmigung „für den vorliegenden, einzigartig liegenden Fall“, die der Minister 1917 aber ablehnte. Erst 1919, nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs, konnte sie sich endlich als erste Frau in Deutschland habilitieren.

 

Emmy Noether unterrichtete in den Folgejahren als unbezahlte Privatdozentin und nichtbeamtete außerordentliche Professorin, erst später erhielt sie einen Lehrauftrag mit geringer Bezahlung. Sie war damit die erste Frau in Deutschland, die eine solche Professur innehatte, eine ordentliche Professur blieb ihr aber verwehrt. Nach einer Gastprofessur in Moskau 1928/29 und diversen Ehrungen, auch in Deutschland, wurde ihr als Jüdin nach der Machtergreifung der Nazis 1933 die Lehrbefugnis in Deutschland entzogen. Sie wanderte in die USA aus und lehrte dort weiter. 1935 starb Emmy Noether an den Komplikationen einer Operation.

 

Als jüdische Frau im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert musste sie, trotz ihrer offensichtlichen Begabung, wissenschaftlichen Qualität und hohen fachlichen Anerkennung enorme Widerstände überwinden. Dabei brillierte sie als Mathematikerin und als Lehrerin/Professorin nicht nur in Deutschland, sondern auch in Moskau und den USA. Mit Klugheit, Zielstrebigkeit, Fleiß und Engagement setzte sie sich durch.

 

Emmy Noether kann für Schülerinnen und Schüler in Offenbach in vielerlei Hinsicht als Vorbild dienen und die Benennung der Schule nach ihr als wichtiges Zeichen verstanden werden.

Anlage:

Klimarelevanzprüfung

 

 

Hinweis: Der Antrag sowie die Anlage wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.