Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt
Offenbach am Main
2021 - 2026
2021-26/DS-I(A)0613Ausgegeben am 21.11.2023
Eing. Dat. 20.11.2023
Kommunikation der Stadt mit fremdsprachigen Neubürgern (Pb 01)
Antrag Ofa vom 20.11.2023
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Es wird ein neues Untersachkonto „Kommunikation der Stadt mit fremdsprachigen Neubürgern“ im Produkt „Öffentlichkeitsarbeit“ eingerichtet. Dieses wird mit einem Budget von 80.000 € ausgestattet. Hiervon sollen finanziert werden:
· Auftragsarbeiten für Übersetzungen von wichtigen Veröffentlichungen und Informationen der Stadt in Sprachen, die in Offenbach häufig gesprochen werden,
· und eine Teilzeitstelle mit der Aufgabe, diese Übersetzungsaufträge zu vergeben und zu organisieren sowie die übersetzten Texte in den entsprechenden Communitys in sozialen Medien zu veröffentlichen, in denen sich Offenbacher und Offenbacherinnen in den jeweiligen Fremdsprachen gegenseitig beraten und helfen. Diese Stelle wird im Amt für Öffentlichkeitsarbeit angesiedelt.
Der Haushaltsansatz für das Produktkonto 01010300.6861000613 (Stadtmarketing) wird um 80.000 € reduziert.
Begründung:
In Offenbach gibt es bekanntlich viele zugewanderte Mitbürger und Mitbürgerinnen, deren Deutschkenntnisse noch verbessert werden müssen und deren Kenntnisse zu wichtigen Verwaltungsabläufen, die sie für ihr Leben in unserer Stadt brauchen, zu lückenhaft sind. Diese Leute sind überfordert, wenn sie sich nur auf dem deutschsprachigen Internet-Auftritt der Stadt informieren können, selbst wenn dort einige Texte auch in leichter Sprache veröffentlicht werden.
Es haben sich daher viele fremdsprachige Gruppen gebildet, in denen man sich mit Informationen und Beratung zum Leben in Offenbach hilft, insbesondere in den sozialen Medien, u. a. auf Polnisch, Spanisch, Portugiesisch, Ukrainisch, Englisch, Türkisch u. v. m. Aber es ist nicht sicher, dass die Informationen, die der Stadt wichtig sind, dort auch immer verbreitet werden.
Die Stadt bemüht sich um Verbreitung, aber bisher nur in Form von Vorträgen und dem Verteilen von nur deutschsprachigem Informationsmaterial im Ausländerbeirat. Dies mit der Hoffnung, dass die Mitglieder des ALB Multiplikatoren sind und die Informationen an ihre Sprachgemeinschaften weitergeben. Es gibt in den Vereinen auch viele ehrenamtlich Engagierte, die sehr hilfsbereit, aber manchmal auch überfordert sind, wenn sie die Informationsverteilung der Stadt übernehmen sollen.
Ein prägnantes Beispiel konnte in der Sitzung des ALB am 09. November 2022 beobachtet werden. Ein Vertreter der Main-Arbeit warb für Ausbildungsberufe und beklagte, dass vielen Eltern völlig unbekannt sei, welche Vielfalt es hier bei den Ausbildungsmöglichkeiten gebe. Allerdings wirbt das Amt nur auf deutschsprachigen Elternabenden und geht so an der Zielgruppe vorbei. Weitere Beispiele sind: aktuelle Energie- und Wassersparmaßnahmen, Aufklärung über Nutzung des Wertstoffhofs und Sperrmüll, Angebote der Erwachsenenbildung, Kulturveranstaltungen, Kita-Anmeldungen, Bürgerbeteiligungen, neue Verordnungen und viele mehr.
Die bisherigen Ankündigungen nur auf deutsch auf der Seite der Stadt gehen oft an den Zielgruppen vorbei, auch wenn einige Texte in leichter Sprache geschrieben sind. Die Zielgruppen suchen auf der Seite der Stadt nicht nach neuen Ankündigungen. Übersetzte Beiträge in den fremdsprachigen Online-Gruppen hätten hingegen eine viel größere Reichweite. Kostenintensive Drucke sind nicht erforderlich, da die Online-Netzwerke für eine große Reichweite sorgen.
Es wäre daher wichtig für das Zusammenleben, wenn die Stadt proaktiv Informationen in den fremdsprachigen Online-Gruppen verteilen würde. Das wäre nicht viel Aufwand und hätte eine enorme Reichweite. Wir haben eine kleine Umfrage unter Migrantinnen und Migranten aus unterschiedlichen Sprachgemeinschaften durchgeführt und sind auf einhellige Zustimmung gestoßen.
Das Budget für das Produktkonto 01010300.6861000613 (Stadtmarketing) ist im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verdoppelt worden und beträgt nun 1.181.600 €. Wir halten die Vorteile einier besseren Kommunikation mit Migranten für wichtiger als manche Marketing-Maßnahem, die aus diesem Konto finanziert werden. Im Jahr 2023 waren das auch Maßnahmen wie die Miete von Deko-Palmen in Kübeln, die neben den gepflanzten einheimischen Bäumen in der Stadt eher mickrig aussehen und mit Trinkwasser gegossen werden, oder wie der «Isola City Beach Club» auf dem Alice-Platz, der sich nur an eine zahlungskräftige Kundschaft wendet, mit Sichtschutz vom Rest der Bevölkerung abgeschottet wird und der Gastronomie in der Nachbarschaft der Innenstadt Konkurrenz macht.
Hinweis: Der Antrag wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.