Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2001 - 2006

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Drucksachen-Abteilung I (A) Ausgegeben am 3.06.2004

Eing. Dat. 3.06.2004

 

Nr. 673

 

Dez.: I (Klinikum Offenbach)


Neubau Klinikum Offenbach; hier: Modellvarianten
Magistratsvorlage Nr. 167/04 vom 2.06.2004, DS I (A) 673

 

Der Magistrat möge auf Empfehlung des Lenkungskreises und der Betriebskommission die von WÖRNER + PARTNER erarbeitete Modellvariante Typ 3 (Kamm) zum Neubau des Klinikums Offenbach beschließen und zur Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung vorlegen.

Begründung:

Dem Lenkungskreis, bestehend aus dem Oberbürgermeister, dem Betriebskommissions-vorsitzenden und der Betriebsleitung, wurde am 02.06.2004 im Rahmen einer Präsentation 3 Modellvarianten mit Vor- und Nachteilen gemäß den vertraglichen Pflichten von WOERNER + PARTNER GmbH vorgestellt. Die Modellvarianten mit entsprechenden Vor- und Nachteilen werden der Betriebskommission sowie dem Magistrat umfassend von WOERNER + PARTNER GmbH präsentiert.

•     Folgende Daten liegen dem Entwurf zugrunde:

Gesamtbettenzahl                                                                     858 Betten

davon im Bestand                                                                      158 Betten

davon im Neubau                                                                     700 Betten

Gesamtnutzfläche Neubau                                                  ca. 27.500 m2

davon Untersuchung und Behandlung                                ca. 11.000 m2

davon Pflege                                                                          ca. 14.000 m2
davon Soziale Dienste/Verwaltung/Ver- u. Entsorgung    ca.   2.500 m2

•     Nicht enthalten im Neubau sind

Apotheke/Materialwirtschaft

Wäscherei

Speisenversorgung

Zentralsterilisation

Labor/Pathologie mit reduziertem Flächenansatz

 

•    Bewertung der Varianten Typ1/Typ2/Typ3, siehe Anlage mit Grundriss

Allen Typen gemeinsam sind die wesentlichen Flächenverteilungen entlang folgender Grundannahmen:

UG                              Strahlentherapie, Ver- und Entsorgung, Werkstätten, Betriebstechnik

EG                              Soziale Dienste, Diagnostik/Therapie, Notaufnahme, Klinischer Arzt-
dienst

1.   OG                          Diagnostik/Therapie, Klinischer Arztdienst, (ggf. Psychiatrie)

2. OG                         OP-Bereich, Entbindung, Neonatologie, Intensivpflege, IMC,

                                   Schwerstbrandverletzte

3./4./5./6. OG            Normalpflege, jeweils 4 Stationen

Dach über 6. OG    Hubschrauberlandeplatz

 

Typ 1 U

Städtebau

Konzeptionell leitet sich dieser Typus aus dem so genannten H-Typ ab, der sich in der funktionellen Durcharbeitung von Grundrissen im Krankenhausbau als äußerst effizient herausgestellt hat. Städtebaulich kann er sich aufgrund der ausgeprägten Unterscheidung von Behandlungsbau als Sockelbauwerk und Pflege als separat aufgesetzte Häuser gut in der Umgebung einfügen. Eine eher introvertierte Grundhaltung wird die Integration weiterer Bausteine im Gesundheitspark erschweren. Die Symmetrie des Grundrisses führt zu einer Zwangsläufigkeit der Lage des Haupteinganges und damit zu einer Beeinträchtigung der städtebaulichen Flexibilität. Die Erschließung für die Ver- und Entsorgung und die Notfallvorfahrt ist ohne Probleme über den Starkenburgring oder die Brinkstrasse machbar. Der Hubschrauberlandeplatz auf den Bettenhäusern ist aus Sicht der Emmissionsbelastung ungünstig zu beurteilen und konstruktiv aufwendig.

 

Architektur

Das Gebäude kommuniziert eher nach innen als nach außen. Öffentlichkeit findet im Inneren des Organismus statt, der Dialog mit dem neu entstehenden Park ist möglich, aber nicht grundsätzlich angelegt. Die beiden großzügigen Innenhöfe lassen einen schönen grünen Innenraum mit hohen Aufenthaltsqualitäten für Besucher und Patienten erwarten. Die eindeutige Teilung der Gebäudemassen entsprechend der Funktionen werden eine architektonische Ausformulierung erleichtern. Das Bild eines grünen Sockels im Park mit aufgesetzten heiteren Pflegebereichen kann ein eindeutiges und verwertbares Image schaffen.

 

Funktionen

In idealtypischer Weise gewährleistet die Anlage der Behandlungsebenen im Dreibundsystem eine zweifelsfreie Trennung der wesentlichen gehenden und liegenden Patientenströme. Die Orientierung in den Sockelgeschossen ist suboptimal, während sie in den Pflegegeschossen als ideal zu bezeichnen ist. Die vier auf einer Ebene situierten Pflegestationen sind sehr kurzwegig über einen Vertikalkern erreichbar. Die Ost-West Ausrichtung sämtlicher Bettenzimmer ist ideal. Wegen der vorbestimmten Symmetrie der Gesamtanlage, die eine Zweiteilung des Gebäudes zur Folge hat, ist der Überlauf von Funktionsbereichen in den Sockelzonen nur eingeschränkt möglich. Die Integration und eigenständige Erschließung der Psychiatrie ist auf der Ebene 01 gut zu lösen.

 

Bauabschnitte

Die während der Bauzeit erforderlichen Interimsmaßnahmen können ohne Unterbrechung des laufenden Betriebes erfolgen. Dieser Bautyp ist in den Sockelzonen auf einfache Weise erweiterbar, eine Erweiterung des Pflegebereiches ist nur durch Veränderungen des Systems möglich. Dies würde zu betriebsorganisatorischen und städtebaulich unbefriedigenden Situationen führen. Eine unmittelbare Anbindung an Erweiterungsbausteine ist nicht möglich.

 

Wirtschaftlichkeit

Hohe Modularität und eine einfache Primärstruktur lassen ein in den Erstellungskosten günstiges Gebäude erwarten. Das Verhältnis BGF/NF liegt mit 1.93 in einem guten Bereich. Das Verhältnis A/V (Hüllfläche zu Volumen) ist mit 0,2 ebenfalls als sehr wirtschaftlich anzusehen. Der Anteil der innenliegenden Nutzflächen ist bei dieser Variante unterdurchschnittlich. Demgegenüber steht eine große Fassadenfläche. Die innenliegenden Vertikalkerne mit den Fluchtreppenhäusern erfordern aufwendige Entfluchtungslösungen über separate Tunnelbauwerke auf der Ebene E-1. Die vorrausichtlichen Betriebskosten können im Vergleich der Varianten im durchschnittlichen Bereich angenommen werden.

Insgesamt stellt dieser Typ einen guten Beitrag dar, kann aber aufgrund seiner Introvertiertheit der Aufgabe nicht ganz entsprechen und ist überdies für langfristige Erweiterungen nicht gut geeignet.

Typ 2 Riegel

Städtebau

Die dreigeschossigen Zähne des Breitfusses nehmen die Maßstäblichkeit der Umgebungsbebauung auf. Durch die Gliederung des großen Gebäudevolumens in einen Sockel und einen aufgesetzten Baukörper ergeben sich verträgliche Ansichtsflächen. Das lange Bettenhaus liegt eher wie ein grossvolumiger Fremdkörper in der kleinteiligen Umgebungsstruktur. Die Erschließung für die Ver- und Entsorgung und die Notfallvorfahrt ist ohne Probleme über den Starkenburgring oder die Brinkstrasse machbar. Der Hubschrauberlandeplatz ist wegen der großen Tiefe des Grundrisses hervorragend zu realisieren.

 

Architektur

Diese Lösung stellt einen bewährten und gut funktionierenden Bautypus dar. Innenliegende Raumqualitäten ergeben sich eher aus der Gebäudetypologie als Beziehungen nach außen. Die Gliederung der Baumassen setzt gute Grundlagen zur Entwicklung einer klaren Architektursprache. Die Verortung des Projektes, d.h. die individuelle Anpassung an die Gegebenheiten des Ortes ist keine immanente Qualität dieses Ansatzes. Die große Klarheit der Figur kann aber ein gutes Image und Zeichen für das Klinikum werden.

 

Funktionen

Die nach innen verlagerte Magistrale hat eine komplizierte aber lösbare Eingangssituation zur Folge. Der Kurzwegigkeit in den U+B Bereichen stehen eher lange Wege zwischen den Pflegestationen gegenüber. Durchgangsstationen sind die zu erwartenden nachteiligen Folgen. Im Pflegebereich bedeutet die Anlage als dreizügiger Grundriss kurze Wege innerhalb der Station, aber auch innenliegende Zonen. Belichtungshöfe in den Bettenhäusern könnten schöne und intime Innenraumsituationen erzeugen. Die Ost-West Ausrichtung sämtlicher Bettenzimmer ist ideal. Die Sockelgeschosse können die geforderten Funktionen gut aufnehmen, Wegekreuzungen sind aufgrund der mittigen Anlage der Haupterschließung nicht vermeidbar. Insgesamt können im Pflegebereich die geforderten Nutzflächen nicht ganz erreicht werden. Der Nachweis der Psychiatrie ist möglich, kann aber aufgrund der Erschließungsstruktur nicht als eigenständiger Betriebsteil organisiert werden.

 

Bauabschnitte

Die während der Bauzeit erforderlichen Interimsmaßnahmen können ohne Unterbrechung des laufenden Betriebes erfolgen. Dieser Bautyp ist in den Sockelzonen auf einfache Weise erweiterbar, eine Verlängerung des Pflegeriegels ist grundsätzlich machbar, der dann entstehende Baukörper erscheint aber städtebaulich nicht verträglich. Eine unmittelbare Anbindung an Erweiterungsbausteine ist nicht möglich.

 

Wirtschaftlichkeit

Hohe Modularität, einfache Primärstruktur lassen ein in den Erstellungskosten günstiges Gebäude erwarten. Das Verhältnis BGF/NF liegt mit 1.97 in einem noch günstigen Bereich. Das Verhältnis A/V (Hüllfläche zu Volumen) ist mit 0,195 als sehr wirtschaftlich anzusehen.

 

Die vorwiegend außenliegenden Fluchttreppenhäuser lassen ein einfaches und damit wirtschaftliches Brandschutzkonzept zu. Der Anteil der innenliegenden Nutzflächen ist sehr hoch. Die vorrausichtlichen Betriebskosten können im Vergleich der Varianten im überdurchschnittlichen Bereich angenommen werden. Die Fassadenflächen liegen bei dieser Variante deutlich unter dem Durchschnitt.

Insgesamt erscheint dieser Typus aufgrund seiner eher starren Grundsystematik nicht geeignet, den zukünftigen Veränderungen flexibel zu begegnen.

Typ 3 Kamm

Städtebau

Der Kammtyp fügt sich konsequent und einfach in die verschiedenen Optionen des Städtebaus. Aufgrund der Reihung gleicher Bauteile ist eine Veränderung und Anpassung im Planungsprozess denkbar. Die Ausbildung der Haupterschließung als Gartenhalle erzeugt ein vielschichtiges und einladendes Gesicht des Hauses zum zukünftigen Klinikpark. Die Positionierung des Haupteingangs ist entlang der Magistrale entsprechend dem städtebaulichen Konzept wählbar. Die Erschließung für die Ver- und Entsorgung und die Notfallvorfahrt ist ohne Probleme über den Starkenburgring oder die Brinkstrasse machbar. Der Hubschrauberlandeplatz ist auf den Bettenhäusern darstellbar, führt aber zu Beeinträchtigungen in den Pflegebereichen. Die Maßstäblichkeit der Riegel ist grundsätzlich akzeptabel. Die durchgehenden Fassadenebenen erzeugen allerdings 7 geschossige Ansichtsflächen, die in der weiteren Bearbeitung architektonisch differenziert werden müssen.

 

Architektur

Das Grundprinzip der Reihung in der Primärstruktur gleichartiger Baukörper hat einerseits einen sehr flexiblen Grundriss zur Folge bietet andererseits über die Diffenzierung in der Sekundärstruktur architektonische Reaktionsmöglichkeiten auf. Unterschiedliche Nutzungsarten, wie z. B. psychiatrische Pflege könnten individuell gestaltet werden. Die Offenheit und Transparenz der Eingangshalle ermöglicht im hohen Maße die Entwicklung eines spezifischen Images für das Klinikum Offenbach.

 

Funktionen

Die Orientierung für Patienten und Besucher ist entlang der offenen und einladenden Eingangshalle auf hervorragende Weise gegeben.

Sämtliche Funktionsbereiche können problemlos in der gewählten Struktur untergebracht werden. Die erforderliche Wegetrennung zwischen ambulanten und stationären Patientenflüssen ist über die Magistrale leistbar. Die Pflegebereiche sind paarweise mit insgesamt 4 Stationen und einer dazwischenliegenden floating-area angeordnet. Die Orientierung der Bettenhäuser in Nord-Süd Richtung ist nicht ideal, ist aber vor dem Hintergrund der kurzen Verweildauern ein nachrangiges Kriterium. Die Anordnung der Psychiatrie im südlichen Riegel als selbständiger aber integrierter Bauteil stellt eine sehr gute Lösung dar.

 

Bauabschnitte/Erweiterbarkeit

Die während der Bauzeit erforderlichen Interimsmaßnahmen können ohne Unterbrechung des laufenden Betriebes erfolgen. Dieser Bautyp ist sehr gut erweiterbar. Die Erschließung möglicher weiterer Bauteile mit krankenhausnaher Nutzung ist über die am Park gelegenen Gartenhalle auf kurzem Weg denkbar.

 

Wirtschaftlichkeit

Hohe Modularität, Reihung gleichartiger Bauteile und eine einfache Primärstruktur lassen ein in den Erstellungskosten günstiges Gebäude erwarten. Das Verhältnis BGF/NF liegt mit 1.92 in einem sehr günstigen Bereich. Das Verhältnis AV (Hüllfläche zu Volumen) ist mit 0,2 ebenfalls als wirtschaftlich anzusehen. Die Realisierung eines wirtschaftlichen Brandschutzes ist möglich. Der Anteil der innenliegenden Nutzflächen ist im durchschnittlichen Bereich. Die vorrausichtlichen Betriebskosten können im Vergleich der Varianten eher im niedrigen Bereich angenommen werden.

 

 

Insgesamt stellt dieser Typ einen hervorragenden Beitrag mit einem hohen Entwicklungspotential zur Lösung der Aufgabe dar.

•    Begründung für den Auswahlvorschlag Typ 3:

In Bezug auf die zu realisierenden Nutzflächen und die zu erwartenden Erstellungskosten in

Höhe von 140 MIO € brutto Gesamtbaukosten inklusive Abrisskosten bewegen sich alle drei

Varianten im vorgegebenen  Rahmen.  Die zu erwartenden Betriebskosten sind bei den

gewählten Konzepten gleichrangig im günstigen Bereich anzunehmen.

Aufgrund der hohen Flexibilität der Variante 3, sowohl im Planungsprozess als auch im

weiteren Lebenszyklus des Hauses in Verbindung mit dem hohen Imagewert der Architektur,

den günstigen Daten der Wirtschaftlichkeit und den erreichbaren sehr guten atmosphärischen

Qualitäten wird diese Variante zur Weiterbearbeitung vorgeschlagen.

Sie weist von den drei untersuchten Varianten überdies die besten Anpassungsmöglichkeiten

an die zukünftigen, heute noch nicht vorhersehbaren städtebaulichen Entwicklungen auf.

Die Entscheidung der Betriebskommission des Klinikums Offenbach kann terminbedingt erst unmittelbar nach der Magistratssitzung am 02.06.2004 erfolgen.

Anlagen:

Jeweils ein Prinzipgrundriss Behandlungsgeschoss und Pflegegeschoss, ohne Maßstab
- Variante       1U
- Variante      2 Riegel
- Variante       3 Kamm