Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt
Offenbach am Main
2006 - 2011
Drucksachen-Abteilung I (A) Ausgegeben am 20.11.2008
Eing. Dat. 20.11.2008
Nr. 373
„Sportzentrum Am Wiener Ring“
Errichtung des neuen Sportzentrums mit Integration vorhandener Sportfelder
hier: Grundsatzbeschluss
Antrag Magistratsvorlage Nr. 419/08 (Dez. I, Amt 60) vom 19.11.2008, DS I (A) 373
Der Magistrat beantragt, dass die Stadtverordnetenversammlung wie folgt beschließt:
1. Der städtebauliche Vorentwurf des Amts für Stadtplanung und Baumanagement
mit den Varianten 1 bis 3 – Stand Oktober 2008 - wird zur Kenntnis genommen.
2. Der Realisierung des „Sportzentrums Am Wiener Ring“, Variante 3, auf der
Grundlage der vom Planungsbüro Pöyry GKW GmbH erstellten und vom
Revisionsamt geprüften Kostenschätzung mit voraussichtlichen Gesamtkosten in
Höhe von 4.993.000,00 € wird zugestimmt.
3. Die unter 2. genannten Kosten beinhalten die Kosten der Infrastruktur für eine
spätere optionale Erweiterung des Sportzentrums gemäß Variante 3 auf
Grundlage der vom Planungsbüro Pöyry GKW GmbH erstellten Planungen.
4. Der Magistrat wird beauftragt, die erforderlichen Planungs- und Kostendaten für
die gesamte Maßnahme (Umsetzung Variante 3 zzgl. spätere optionale
Erweiterung gemäß Variante 3) zu erstellen und der
Stadtverordnetenversammlung die entsprechenden Projektvorlagen zur
Beschlussfassung vorzulegen.
5. Die Mittel sind bei einem neu einzurichtenden USK 56000.9XXXX „Sportzentrum
Am Wiener Ring“ im NT 2009 einzustellen.
6. Gemäß Erschließungsbeitragssatzung der Stadt Offenbach am Main sind für die
erstmalige endgültige Herstellung des Wiener Rings Erschließungsbeiträge zu
erheben.
(Eine Abstimmung zu Punkt 1 erfolgt nicht, da nur Kenntnis zu nehmen ist.)
Begründung:
Zu 1:
Entwicklung des Breitenports in Offenbach
Sowohl im Spitzensport als auch im Breitensport ist ein Ausbau der baulichen Sportinfrastruktur in Offenbach dringend erforderlich. Die Kapazität der bestehenden Breitensportanlage am Tambourweg reicht trotz hoher Nutzungsintensität bereits nicht mehr aus, um die Trainingszeiten der dort angesiedelten Vereine abzudecken. Häufig muss jedes Sportfeld unter Teilung des Spielfeldes gleichzeitig doppelt bespielt werden, während parallel Leichtathletikübungen am Spielfeldrand stattfinden. Zudem wachsen die Vereine stetig an aktiven Mitgliedern. Der erfolgreiche Aufstieg der Vereine in höhere Ligen führt ebenfalls zu einer zunehmenden Zahl von Spielen auf den vorhandenen Sportfeldern. Die darüber hinaus beabsichtigte Ansiedlung der Jugendmannschaften des OFC im geplanten Sportzentrum kann nur bei einer deutlichen Erweiterung der Spielflächen ermöglicht werden. Durch den geplanten Bau einer Turnhalle an der Karolingerstraße in Offenbach-Bürgel wird gemäß der vorgelegten Planungen der TSG Bürgel ein Sportfeld an diesem Standort entfallen, so dass das geplante Sportzentrum auch als vorübergehender bzw. dauerhafter Ausweichstandort für andere Vereine zur Verfügung stehen soll.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendmannschaften
Die am Tambourweg ansässigen Vereine SG Wiking und FC Bieber, die weiteren hier spielenden Vereine sowie die hier zusätzlich anzusiedelnde OFC-Jugend erfüllen insbesondere hinsichtlich ihres Engagements bei der Aufstellung, Betreuung und Förderung von Kinder- und Jugendmannschaften eine herausragende gesellschaftliche Funktion in Offenbach. Durch die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen in diese Vereine werden erhebliche Integrationsleistungen auch für eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Elternhäusern sowie teilweise deckungsgleich Elternhäusern mit Migrationshintergrund erbracht. Die sukzessive Identifikation der Kinder und Jugendlichen mit der Stadtgesellschaft und insgesamt die soziale Kohäsion in Offenbach werden damit von früh auf gestärkt. Die Teilnahme und Teilhabe am Vereinssport verbessert Kommunikation, Integration und die Erfahrung sozialer Anerkennung, vor allem indem das wechselseitige Kennenlernen und das Verständnis füreinander verbessert sowie frühzeitig Teamarbeit und Konfliktbewältigung eingeübt werden. Überdies eröffnen sich den Kindern und Jugendlichen Mitentscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und die Gelegenheit individueller und gemeinschaftlicher Erfolgserlebnisse. Ganz unmittelbar werden schließlich Sprachkompetenz, Gesundheit und Kondition der Kinder und Jugendlichen gefördert. Auch die Eltern werden in das Vereinsleben eingebunden, so dass die Integrationskraft der Vereine faktisch weit ausstrahlt. Insgesamt sind bei den drei größten Vereinen OFC, SG Wiking und FC Bieber 783 Mädchen und Jungen bis 18 Jahre gemeldet. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt in den drei Fußballvereinen bei 50% (FC Bieber) bzw. bei 75% (OFC und SG Wiking).
Zielsetzung des „Sportzentrums Am Wiener Ring“
Das neue „Sportzentrum Am Wiener Ring“ soll auf dem Areal des ehemaligen Tambourbads errichtet werden. In dieses Sportzentrum sollen die vorhandenen zwei Sportfelder am Tambourweg westlich des Freibad-Grundstücks integriert werden. Die Gebäude und Spielfelder des geplanten Sportzentrums sollen sowohl von den auf dem Tambourgelände bereits ansässigen Sportvereinen als auch vom OFC (Jugendmannschaften der Offenbacher Kickers) genutzt werden. Die Bereitstellung zusätzlicher Spiel- und Trainingsmöglichkeiten für die SG Wiking, FC Bieber, Offenbacher Leichtathletik Club, LGO, TGS Bieber, Betriebssportler und den Schulsport entspannt die zurzeit starke Belegung der zwei vorhandenen Sportfelder. Darüber hinaus wird durch den Bau des Sportzentrums der Bestand des Profi-Fußballs in Offenbach gesichert, indem hier die wesentliche Sportfeldinfrastruktur eines „Jugendleistungszentrums“ für den OFC realisiert wird. Die Einrichtung eines „Jugendleistungszentrums“ ist eine Pflichtauflage des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) bzw. der „Liga – Fußballverband“ (DFL) für die Lizenzierung der Offenbacher Kickers (OFC). Diese Auflage ist bereits jetzt in der Zweiten Bundesliga verpflichtend, und ihre Einführung für die Dritte Bundesliga ist in Vorbereitung.
Städtebaulicher Vorentwurf
Das Projekt „Sportzentrum Am Wiener Ring“ fügt sich als wichtiger Baustein in das Konzept für den „Freizeitpark am Bieberer Berg“ ein, das in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 07.09.2006 beschlossen wurde. Die städtebauliche Gestaltung entwickelt sich aus einer zentralen Gebäudegruppe mit Vereinsräumlichkeiten und Umkleiden. Die Vereinsheime orientieren sich nach Süden über eine Besucher-Terrasse zu den Spielfeldern.
Ersetzt werden hierdurch die bestehenden, in einem extrem schlechten baulichen Zustand befindlichen, von der SC Wiking genutzten, Räumlichkeiten des ehemaligen Freibades sowie der von dem FC-Bieber genutzten Container.
Die Wahl des Standortes auf dem derzeitigen Parkplatz ist auch dadurch bedingt, dass er sich großteils außerhalb der Altlastenfläche befindet, auf der Hochbauten nicht errichtet werden dürfen.
Der bestehende Rasenplatz wird zum zentralen Sportfeld aufgewertet und kann damit zum Schauplatz für wichtige Vereinsspiele werden. Die Freianlagen werden durch baumgesäumte Wege gegliedert und erschlossen, die das Geländeniveau aufnehmen und zwischen denen sich die einzelnen Spielfelder anordnen. Entlang der Ostseite des zentralen Sportfelds werden mehrere breite Sitzstufen auf der vorhandenen Böschung angelegt.
Die Erschließung des Sportzentrums wird von der Bieberer Straße/Aschaffenburger Straße im Nordosten aus über den Wiener Ring erfolgen, um künftig das Wohngebiet am Tambourweg vom Verkehr zu entlasten. Diese neue leistungsfähige Erschließung bindet den geplanten neuen Parkplatz im Nordosten des Areals an. Der Parkplatz deckt den Stellplatzbedarf des Sportzentrums ab und dient ebenso als Parkmöglichkeit während der Spiele im Stadion.
Das Projekt „Sportzentrum Am Wiener Ring“ wird in planungsrechtlicher Hinsicht im Wesentlichen auf einer Gemeinbedarfsfläche „Sportzentrum“ errichtet, die im rechtsverbindlichen Bebauungsplan 84 festgesetzt ist. Teile des Sportzentrums, die auf planungsrechtlich festgesetzten öffentlichen Verkehrsflächen (Parkplatz Tambourweg) realisiert werden sollen, können gemäß § 31 Abs. 2 BauGB von diesen Festsetzungen befreit werden, da ein Ersatzparkplatz am Wiener Ring vorgesehen ist.
Altlasten- und Baugrunduntersuchung
Die Altlastensituation ist durch das geo- und umwelttechnische Gutachten des Büros Dr. Hug Geoconsult GmbH geklärt worden. Eine Altlastensanierung des Deponiekörpers unter dem Tambourbad-Gelände ist nicht erforderlich. Die Deponieausgasungen beeinträchtigen nicht die Gesundheit der sich im Sportzentrum aufhaltenden Menschen. Die Baugrundbeschaffenheit sowohl auf dem Deponiekörper als auch auf dem übrigen Gelände steht der geplanten Bebauung und Nutzung nicht entgegen. Die Baugrunduntersuchung empfiehlt jedoch u.a., abweichend von den vorgelegten Vorentwürfen die Platzbeläge der Spielfelder 5 und 6 (Kunst- bzw. Naturrasen) zu tauschen, um Setzungserscheinungen zu minimieren. Diesen Empfehlungen der Untersuchung soll gefolgt werden. Die Gründungsempfehlungen liegen innerhalb des Rahmens der Kostenschätzungen der Varianten 1-3.
Varianten des städtebaulichen Vorentwurfs
Für das Projekt „Sportzentrum Am Wiener Ring“ sind vom Amt für Stadtplanung und Baumanagement drei Varianten erarbeitet worden. Diesen Varianten liegt das gleiche städtebauliche Gerüst mit den gleichen Flächenstandorten zugrunde, sodass eine spätere optionale Erweiterung anhand der Varianten 1 und 2 möglich ist. Sämtliche Varianten sind mit einem Umkleidegebäude und mit Vereinsräumlichkeiten ausgestattet.
Die Variante 1 beinhaltet neben den zwei vorhandenen Spielfeldern drei neue Spielfelder in den Maßen 105 x 70 m und ein Kleinspielfeld in den Maßen 70 x 35 m. Zudem wird ein neuer asphaltierter Parkplatz angelegt. In der Variante 2 sind neben den zwei vorhandenen Spielfeldern ein Spielfeld in den Maßen 105 x 70 m und zwei Spielfelder in den Maßen 95 x 60 m vorgesehen. Der Parkplatz wird mit wassergebundener Decke geplant. In der Variante 3 werden neben den zwei vorhandenen Spielfeldern ein Spielfeld in den Maßen 105 x 70 m, ein Spielfeld in den Maßen 95 x 60 m und ein Kleinspielfeld in den Maßen 70 x 35 m vorgesehen. Der Parkplatz wird mit wassergebundener Decke geplant.
Das Büro Pöyry GKW GmbH hat eine vom Revisionsamt geprüfte Kostenschätzung erstellt. Danach liegen die Baukosten für Variante 1 bei ca. 6,01 Mio. €, für Variante 2 bei ca. 5,33 Mio. € und für Variante 3 bei ca. 4,99 Mio. €.
Zu 2 u. 3:
Es wird empfohlen, zum momentanen Zeitpunkt die Variante 3 umzusetzen. Um den stetig steigenden Bedarf seitens der Vereine decken zu können, könnte zu einem späteren Zeitpunkt eine optionale Erweiterung gemäß der Variante 1 realisiert werden. Vor dem Hintergrund dieser optionalen Erweiterung sollen die infrastrukturellen Vorbereitungen hierfür (Leerrohre für Elektroleitungen, entsprechende Dimensionierung der Drainage-, Abwasser- und Wasserleitungen) bereits im Zuge der für die Umsetzung der Variante 3 nötigen Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt werden. Dadurch lassen sich spätere Mehrkosten durch umfangreiche Ertüchtigungen wirksam vermeiden. Sofern sich durch die Umsetzung durch eine Gesellschaft des Stadtkonzern Offenbach eine Realisierung der Variante 1 im Kostenrahmen von 5 Mio. € darstellen lässt, soll diese unmittelbar umgesetzt werden.
Zu 4:
Um ein abgestimmtes Gesamtkonzept zu erhalten, das eine stufenweise Umsetzung ermöglicht, ist es erforderlich, die beiden Ausbaustufen in einem Gesamtentwurf zu planen.
Zu 5:
Entsprechend der Vereinbarung mit dem Regierungspräsidenten Darmstadt über die finanzielle Beteiligung der städtischen Gesellschaften an den Investitionen der Stadt Offenbach ist beabsichtigt, die Grundstückflächen und die Realisierung des Sportzentrums an die SOH bzw. eine noch zu gründende Tochtergesellschaft zu übertragen.
Zu 6:
Es ist davon auszugehen, dass es sich bei den angrenzenden Grundstücken, für die Erschießungsbeiträge zu erheben sind, überwiegend um städtische Grundstücke handelt, so dass sich die Belastung für private Anlieger entsprechend verringert.
Im Büro der ehrenamtlichen Magistratsmitglieder und anschließend im Büro der Stadtverordnetenversammlung liegen die Planungsunterlagen zur Einsichtnahme aus.
Anlagen
Lageplan Varianten 1, 2 und 3 des städtebaulichen Vorentwurfs
Kostenschätzungen zu den Varianten 1, 2 und 3
Verteiler:
15 x HFB
15 x UPB
15 x KSS
7 x Fraktionen
1 x Vertreterin MUT
1 x Frau Stv. Silvestro
2 x Stv.- Büro