Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2016 - 2021


2016-21/DS-I(A)0255Ausgegeben am 08.08.2017

Eing. Dat. 08.08.2017

 

 

 

 

 

Wohnraumvermittlung fördern - Notunterkünfte entlasten

Antrag DIE LINKE. vom 08.08.2017

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Magistrat möge prüfen und berichten, wie in Offenbach eine Einrichtung zur Erweiterung der Wohnraumberatung gegründet werden kann. Zweck dieser Einrichtung ist, Menschen bei der Suche nach geeignetem Wohnraum zu unterstützen, die nicht nach SGB II leistungsberechtigt sind, die aber ein geringes Einkommen haben und denen akute Wohnungslosigkeit droht oder bei denen sie bereits eingetreten ist.

 

In der Umsetzung sind die verschiedenen Modelle der Trägergesellschaften für Wohnraumhilfe im Rhein-Main-Gebiet zu berücksichtigen, insbesondere das Modell der Wohnraumberatung der Offenbacher Caritas und das Modell der Neuen Wohnraumhilfe Darmstadt gGmbH. Bei der Suche nach einem geeigneten Betreiber sind die in Offenbach ansässigen sozialen Träger einzubeziehen.

 

 

Begründung:

 

Menschen, die ihre Wohnung verloren haben oder denen akut der Verlust ihrer Wohnung droht, müssen im Rahmen des allgemeinen Gefahrenabwehrprinzips durch die Stadt untergebracht werden. Üblicherweise werden die Betroffenen in Notunterkünfte eingewiesen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Für Leistungsberechtigte der MainArbeit führt die Caritas seit einiger Zeit eine Wohnraumberatung durch. Allerdings gibt es viele Menschen, die keinen Anspruch auf ALG II haben und trotzdem Unterstützung benötigen.

Mögliche Zielgruppen für die Arbeit einer Wohnraumhilfe sind also:

  • Menschen, denen die akute Wohnungslosigkeit droht
  • Bewohner von Notunterkünften
  • Menschen, die in betreutem Wohnen leben und entlassen werden könnten, die aber keine Wohnung finden
  • Leistungsberechtigte nach SGB XII
  • Menschen, die im betreuten Wohnen gelebt haben
  • Menschen, die es aus anderen Gründen schwer haben, eine Wohnung auf dem freien Markt zu finden.

 

Aus Sicht der antragsstellenden Fraktion trägt eine solche Einrichtung dazu bei, die Übernachtungszahlen in Notunterkünften, die in Offenbach seit Jahren sehr hoch liegen, zu senken. 2015 entfielen 20.212 Übernachtungen in Notunterkünften auf Menschen, die nach SGB XII leistungsberechtigt sind, das sind 1684 Einzelübernachtungen im Monat.

Übernachtungen in Notunterkünften sind für die Stadt in der Regel deutlich teurer als die Übernahme der Mietkosten der Betroffenen. Die Gründung einer niedrigschwelligen Einrichtung ist sinnvoll, um die Betroffenen zu erreichen und die Übernachtungszahlen zu reduzieren.

In Offenbach bietet die Caritas seit einigen Jahren eine Wohnraumberatung an, die erfolgreich arbeitet. Der Teilnehmerkreis ist aber auf Leistungsberechtigte der MainArbeit begrenzt. Viele Menschen mit geringem Einkommen, denen der Verlust ihrer Wohnung droht, können nicht an dieser Beratung teilnehmen, da sie nicht refinanziert wird.

Interessant ist auch das Modell, das die Neue Wohnraumhilfe Darmstadt gGmbH auf diesem Gebiet entwickelt hat. Sie arbeitet seit einigen Jahren sehr erfolgreich und verwaltet aktuell rund 300 Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet. Die Neue Wohnraumhilfe Darmstadt hilft bei der Suche nach Wohnraum. Zudem mietet sie Wohnungen an und vermittelt sie an Menschen, die es auf dem freien Markt besonders schwer haben, eine Bleibe zu finden.

Sowohl Caritas als auch die Neue Wohnraumhilfe bieten bei Problemen, die im Mietverhältnis auftauchen, sozialarbeiterische Unterstützung an und vermitteln zwischen Mietern und Vermietern. Dieses Angebot bleibt auch bestehen, wenn der Mietvertrag schon einige Jahre alt ist – das wird vor allem von Seiten der Vermieter geschätzt und im Bedarfsfall in Anspruch genommen. So werden bestehende Mietverträge langfristig gesichert und die Gefahr von Mietrückständen wird deutlich verringert.

Durch die Zwischenschaltung einer Wohnraumhilfe erhalten Vermieter die Sicherheit geregelter Mietzahlungen und haben einen Ansprechpartner bei Problemen, die eventuell im Mietverhältnis auftauchen.

Professionelle Unterstützung kann bewirken, dass das Leben der Bewohner von Notunterkünften schneller wieder in geregelteren Bahnen verläuft. Dementsprechend ist zu erwarten, dass sich die Verweildauer in Notunterkünften durch eine Betreuung reduziert und der städtische Haushalt entlastet wird.