Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt
Offenbach am Main
2021 - 2026
2021-26/DS-I(A)0069Ausgegeben am 01.07.2021
Eing. Dat. 01.07.2021
Legale Graffitiwände einrichten
Antrag DIE LINKE. vom 01.07.2021
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Magistrat möge prüfen und berichten, an welchen zentralen Standorten in Offenbach legale Graffitiwände eingerichtet werden können. Die Standorte sollen insgesamt eine Mindestlänge von 15 Metern haben.
Begründung:
Wer Graffitis als reine „Schmierereien“ versteht, kennt sich offensichtlich begrenzt mit dieser urbanen Kunstform aus. Denken wir z.B. an das Berliner Kollektiv 1UP, welches seine Arbeit nutzt, um auf politische Missstände hinzuweisen. Aber auch international renommierte Künstler wie Keith Haring, Banksy oder Jean-Michel Basquiat, welcher erst durch seine „Tags“ auf sich aufmerksam machen konnte, waren in dieser Szene beheimatet. Graffiti im Allgemeinen kann und muss also als Kunstform ernst genommen werden, denn Graffitis waren schon immer und sind auch heute noch Ausdruck von (urbaner) Kultur.
Das Thema „illegale“ Graffitis beschäftigt die Verwaltung nicht erst seit dem Vorfall an der HfG. Bisher reagierte die Stadt aber einzig mit rigiden Verboten und auch die Idee ein „Graffiti-Mobil“ einzurichten stellt aus unserer Sicht keinen adäquaten Umgang dar, sondern zielt lediglich auf eine Verdrängung dieser Szene.
Dass diese Szene mit den derzeitigen Regelungen kriminalisiert wird, zeugt zum einen von Intoleranz gegenüber dieser Ausdrucksform und zum anderen können sie nicht verhindern, dass in der Stadt weiterhin gesprayt wird. Diese Tatsache kann aktuell gut am Marktplatz beobachtet werden. Sie führen also nicht zwangsläufig zu weniger Graffiti, sondern provozieren, dass ggf. an Orten wie beispielsweise der HfG (mehr) gesprüht wird.
Kulturschaffende – ja, hierzu gehören auch Mitglieder der Graffitiszene – brauchen Möglichkeiten bzw. Orte um sich auszudrücken, denn das Sprühen lernt man nicht in den eigenen vier Wänden. Und gerade Offenbach, eine Stadt welche sich als einer der bundesweit führenden Kreativstandorte versteht, sollte hier mit positivem Beispiel voraus gehen. Andere Städte, wie z.B. Frankfurt mit der Galerie am Ratswegkreisel haben es bereits vorgemacht.
Diese Wände werden aktiv genutzt, und die Künstler*innen halten sich an feststehende Grundsätze wie die Einhaltung des Ausstellungszeitraumes.
Eine legale Wand würde ein Zeichen dafür setzen, dass diese Strömung als Teil der Kulturszene wahrgenommen und akzeptiert wird. Lasst uns mit diesem Beschluss progressive Kulturpolitik machen, als Zeichen für Toleranz und Offenheit.
Hinweis: Der Antrag wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.