Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt

Offenbach am Main

2021 - 2026


2021-26/DS-I(A)0511Ausgegeben am 30.05.2023

Eing. Dat. 30.05.2023

 

 

 

 

 

Sommerstraßen für Offenbach

Antrag Die LINKE. vom 30.05.2023

 

 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Magistrat möge prüfen und berichten, an welchen Standorten in Offenbach die saisonale, auf die warmen Monate bezogene Ausweisung neuer verkehrsberuhigter Bereiche oder Spielstraßen möglich ist.

 

Neben der Ermittlung der Standorte sind auch Nutzungs-, Veranstaltungs- und Verkehrskonzepte für die neu zu planenden saisonal verkehrsberuhigten Bereiche zu erarbeiten. Hier kann sich am Vorbild der in München erfolgreich erprobten „Sommerstraßen“ orientiert werden, wo die Verkehrsberuhigung u.a. durch Bepflanzung, Stadtmobiliar, spielerisch-sportliche Angebote und kulturelle Veranstaltungen zu einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität beigetragen hat.

 

Für bauliche Elemente (etwa Zufahrtsperren, Sitzgelegenheiten etc.) kann ein modularer Aufbau in Betracht gezogen werden, der einen unaufwendigen Austausch zwischen den Standorten im Zeitverlauf ermöglicht. Gemeinsam mit den kulturellen Angeboten kann dies unter dem Arbeitstitel „Offenbacher Sommerstraßen“ als Veranstaltungsreihe beworben werden.

 

Durch die Maßnahmen soll die Nachbarschaft darin gefördert werden, die normalerweise vom Pkw-Verkehr vereinnahmten öffentlichen Flächen zu Zwecken der Erholung, Zusammenkunft und Aktivität in Anspruch zu nehmen. Daneben soll auch eine stärkere Akzeptanz für weniger Pkw-Verkehr in der Stadt etabliert werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Minderung von Umwelt- und Verkehrsbelastungen, die sich im Sommer in besonderem Maße auf die Bevölkerung auswirken.

Die infrage kommenden Standorte sind samt Konzepten der Stadtverordnetenversammlung zur Abstimmung vorzulegen. Im Anschluss sind die Konzepte in Zusammenarbeit mit den lokalen Interessengruppen, Anwohner*innen und Stadtteilbüros final auszugestalten und spätestens 2025 umzusetzen.

 

Hinsichtlich der Auswirkungen auf den Verkehr und die Akzeptanz der Anwohnenden ist eine wissenschaftliche Auswertung des Projekts in Auftrag zu geben.

 

 

 

 

Begründung:

 

Vor allem in dicht besiedelten Städten wie Offenbach wird das Leben im Sommer immer belastender. In vielen Wohnungen herrscht Platzmangel und nur wenige Menschen verfügen über einen Garten. Auch öffentliche Grünflächen sind nicht immer vor der Haustür und außerdem im Sommer schnell überfüllt.

Gleichzeitig nehmen fahrende und parkende Autos große Flächen im Stadtgebiet ein. Durch das Konzept der Sommerstraßen ist es möglich, den Autoverkehr temporär zu regulieren und somit den Straßenraum den Anwohner*innen zugänglich zu machen. Die neu gewonnenen Flächen bieten Möglichkeiten zum Aufenthalt, zur Erholung, zur Kommunikation und zur Begegnung.

Die Idee der „Summer Streets“ kommt ursprünglich aus Stockholm. Dort wurden 2015 erstmals zwei Straßen über die Sommermonate für den Autoverkehr gesperrt und zu Fußgängerzonen mit Pflanzen, Sitzgelegenheiten, kulturellen Veranstaltungen und Pop-up-Parks umfunktioniert. Das Konzept wurde gut angenommen und seit 2017 werden jeden Sommer mehr Straßen - sowohl im urbanen Zentrum als auch in den Randbezirken - für den Autoverkehr gesperrt. Wichtig für den Erfolg des Projekts war die Beteiligung von Anwohnenden und Gewerbetreibenden, eine gute Öffentlichkeitsarbeit sowie die Miteinbeziehung von Kulturschaffenden.

Nach diesem Vorbild wurde in München 2019 erstmals eine „Sommerstraße“ getestet. Auch hier hat sich das Konzept aufgrund des großen Erfolgs verstetigt. In München setzt man auf einen Mix aus verkehrsberuhigten und autofreien Straßen (2022 gab es 7 verkehrsberuhigte Bereiche und 2 Spielstraßen). Neben den temporären Einschränkungen bzw. Sperrungen für den Autoverkehr wurde die Aufenthaltsqualität des neu gewonnenen Straßenraums durch Stadtmobiliar und Pflanzen verbessert.

Auch in Offenbach hat man bereits gute Erfahrungen mit der temporären Einrichtung einer Spielstraße gemacht. Im Rahmen des Projekts „Beweg Dein Quartier“ wurde die Johannes-Morhart-Straße im September 2021 für zwei Wochen für den Autoverkehr gesperrt. Hierzu gab es viele positive Rückmeldungen und den Wunsch nach Verstetigung.

Von weniger Autoverkehr allgemein und Sommerstraßen im Speziellen können die Menschen in Offenbach in vielerlei Hinsicht profitieren – zu erwarten sind ein Gewinn an Verkehrssicherheit, die Förderung des Fuß- und Radverkehrs, der Abbau und die Vermeidung von durch Pkw verursachten Hitzeinseln, die Reduktion der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Abgase, die Stärkung des Zusammenhalts, die Belebung des öffentlichen Raums oder eine erhöhte Akzeptanz für Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.

Die Sommerstraßen sind aufgrund ihrer zeitlichen Einschränkung ein geeignetes Mittel, um neue Konzepte auszuprobieren. Die positiven wie negativen Erfahrungen helfen Fehlplanungen und Konflikte zu vermeiden und können darüber hinaus als Grundlage für eine langfristige Strategie zur Reduktion des Autoverkehrs in der Stadt genutzt werden. Daher sollte auch eine wissenschaftliche Auswertung des Projekts angestrebt werden, die neben der Akzeptanz in der Bevölkerung beispielsweise auch die Auswirkungen auf die Verkehrslage in den umliegenden Straßen untersucht.  

 

Hinweis: Der Antrag wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.