Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt
Offenbach am Main
2021 - 2026
2021-26/DS-I(A)0740Ausgegeben am 15.08.2024
Eing. Dat. 14.08.2024
Hitzeschutz erweitern
Antrag Die Linke. vom 14.08.2024
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Magistrat wird beauftragt,
1 - öffentlich zugängliche Orte im Stadtgebiet zu identifizieren, an denen an heißen Tagen kühle Temperaturen herrschen und die von der Bevölkerung zum Schutz vor der Hitze aufgesucht werden können. Dies können z.B. schattige Grünflächen oder (klimatisierte) öffentliche Gebäude sein. Darüber hinaus sollen auch Geschäfte, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Kirchen etc. angefragt werden, inwieweit diese ihre Räumlichkeiten (sofern geeignet) der Bevölkerung für den vorübergehenden Aufenthalt zum Schutz vor extremer Hitze zur Verfügung stellen können.
Sämtliche dem Hitzeschutz zuträglichen Orte (wie Parks, kühle Räume, Wasserspender, etc.) im Stadtgebiet sollen in einer digitalen Karte dargestellt und auf der Informationsseite zum Umgang mit Hitze auf der Homepage der Stadt Offenbach veröffentlicht und darüber hinaus im öffentlichen Raum beworben werden. Ebenso soll die Broschüre zum Umgang mit Hitze für ältere Menschen um die Informationen ergänzt werden.
2 – in Zusammenarbeit mit den sozialen Trägern der Wohnungslosenhilfe den Bedarf bzw. das Angebot an Hitzeschutzmaßnahmen für wohnungslose Menschen in Offenbach zu ermitteln und im Sozialausschuss darüber zu berichten.
Begründung:
Extreme Hitze ist ein durch die Klimakrise bedingtes Gesundheitsrisiko, das fast alle Menschen betrifft. Insbesondere im stark versiegelten, dicht bebauten Stadtgebiet sorgen lange Hitzeperioden im Sommer zunehmend für schwer erträgliche bis gesundheitsgefährdende Temperaturen. Die Stadt Offenbach hat vor diesem Hintergrund bereits einen fortlaufend zu aktualisierenden Hitzeaktionsplan erstellt. Die Deutsche Umwelthilfe hat kürzlich in ihrem ersten "Hitze-Check" die Hitzebelastung in 190 deutschen Städten untersucht. Die Stadt Offenbach bietet zwar ausreichend kühlendes Grün, liegt aber mit einem Versiegelungsgrad von 52,73 % über dem bundesdeutschen Durchschnitt. In Hessen ist nur die Stadt Rüsselsheim stärker versiegelt. Die beantragten Maßnahmen können in diesem Zusammenhang eine sinnvolle Ergänzung zum Hitzeaktionsplan der Stadt Offenbach darstellen.
Zu 1)
Extreme Hitze kann den Aufenthalt in der Wohnung unerträglich machen, auch wenn man alle Hinweise zum Abkühlen der Wohnung befolgt. Genauso kann die Hitze bei alltäglichen Besorgungen etc. in der aufgeheizten Stadt belasten. Es ist daher wichtig, den Menschen Anlaufstellen zu bieten, an denen sie sich ausruhen und abkühlen können. Das Verweilen an kühlen Orten sollte dabei nicht zwangsläufig an Konsum gebunden sein. Es ist daher unerlässlich, die Bevölkerung einerseits ausreichend über den Hitzeschutz zu informieren und andererseits aktiv kühle Orte im Stadtgebiet auszuweisen.
Eine Vielzahl von Städten stellt ihren Bürger*innen digitale Karten zur Verfügung, die an heißen Tagen nützliche Informationen bereitstellen. Die Stadtpläne z. B. der Städte Freiburg („Kühle Karte“), Düsseldorf („Karte der kühlen Orte“) und Karlsruhe („Stadtplan für heiße Tage“) sammeln die wichtigsten Informationen rund um das Thema Hitze. Im Rahmen der Stadtpläne werden Hinweise zu Orten dargestellt, an denen beispielsweise kostenlos Trinkwasser bezogen werden kann, etwa an Trinkwasserbrunnen oder im Rahmen des Refill-Konzepts. Zudem werden Orte im Grünen aufgezeigt, die im Sommer kühle und schattige Plätze bereitstellen, Wasserspiele, öffentlich zugängliche klimatisierte Räume sowie öffentliche Toiletten. Aus Sicht der antragstellenden Fraktion ist es sinnvoll, Informationen und Hinweise auf für den Hitzeschutz relevante Orte in der Stadt Offenbach zu bündeln.
Zu 2)
Extreme Hitze ist für alle Menschen ein Problem. Insbesondere wohnungslose Menschen können sich jedoch nicht einfach in ihre kühle Wohnung zurückziehen, um der Hitze im Freien zu entgehen. So sind wohnungslose Menschen der Hitze oft schutzlos ausgeliefert. Ohne Zugang zu Wasser, Schatten und Sonnenschutz leiden sie häufig an Dehydrierung und Kreislaufproblemen. Hinzu kommt, dass viele der Menschen, die auf der Straße leben, durch Vorerkrankungen, Suchtprobleme oder Mangelernährung zusätzlich geschwächt sind.
Aus Sicht der antragstellenden Fraktion sind hier auch die Kommunen in der Pflicht, entsprechende Maßnahmen zum Hitzeschutz speziell für Wohnungslose zu ergreifen. So können Kommunen z. B. durch die Einrichtung von mehr öffentlicher Trinkwasserbrunnen und der Öffnung von klimatisierten Räumen für Wohnungslose erste Maßnahmen zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsprobleme ergreifen. Darüber hinaus sollte der Bedarf an spezifischen Angeboten zum Hitzeschutz für wohnungslose Menschen ermittelt werden, um ggf. weitere notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
Hinweis: Der Antrag wird den Stadtverordneten und Fraktionen elektronisch (PIO) zur Verfügung gestellt.